Auch die Folgen einer Herabsetzung des Tempolimits von 130 auf 100 km/h wurden berechnet, wie "Der Standard" am Montag berichtete. Dahinter steckt Österreichs Klimastrategie mit dem Ziel, im EU-Verband die 2015 im Pariser Klimavertrag festgelegten CO2-Reduktionen zu erreichen.
Bis zum Jahresende müssen bei der EU die Maßnahmen vorgelegt werden, wie Österreich das Ziel bis 2030 erreichen will, das ein Minus der THG-Emissionen von 36 Prozent vorsieht, was das Einsparen von 7,2 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten, also Treibhausgasen (THG), bedeutet. Zum Vergleich: Das größte deutsche RWE-Braunkohlekraftwerk Grevenbroich-Neurath soll im Jahr 2015 rund 32 Millionen Tonnen verursacht haben.
Mit einem Anteil an 45 Prozent ist in Österreich jedenfalls der Verkehr der größte THG-Verursacher. Um hier Reduktionen zu erzielen, hat man beim Umweltbundesamt (UBA) im Auftrag des BMVIT den Sachstandsbericht "bewusst so ausgelegt, dass alle möglichen Maßnahmen enthalten sind", sagte dessen Verkehrsexperte Günther Lichtblau im Gespräch mit der APA. Der Bericht enthalte alle Maßnahmen, die beim BMVIT liegen und soll als "wissenschaftliche Grundlage" dienen und voraussichtlich Mitte Oktober publik werden.
Tempo 100 als eine von 50 Maßnahmen würde hier mit einer Einsparung von 450.000 Tonnen pro Jahr eine Reduktion von 6,3 Prozent bei den 7,2 Millionen Tonnen bedeuten. Würde bei der Raumplanung an den Klimaschutz gedacht, wären hier je nach Intensität der Umsetzung zwischen 220.000 und 440.000 Tonnen Einsparung möglich, schrieb der "Standard". Dazu müssten jedoch Einkaufszentren und Gewerbeparks auf der grünen Wiese keine Bewilligung mehr bekommen, Ortskerne verdichtet und Wege zu Einkauf und Arbeit verkürzt werden.
Eine von der Regierung geplante Option ist die "E-Mobilitätsoffensive", die bereits im Zuge der Präsentation der Klima- und Energiestrategie "#mission2030" im April vorgestellt wurde. Ein Sprecher des BMVIT erinnerte im Gespräch mit der APA zudem an einen weiteren geplanten Beitrag zur Dekarbonisierung: So ist im Rahmen einer Sonderfinanzierung vorgesehen, dass der Bund ab 2020 das zunehmende Einpendlerproblem in den Großstädten Salzburg, Graz und Linz dahin gehend lösen helfen will, indem dort der öffentliche Verkehr ausgebaut wird. "Es geht darum, dass Straßenbahnen dann über die Stadtgrenze führen, um so Staus zu vermeiden", auch Konzepte für Park & Ride Anlagen sind vorgesehen. Bisher waren Bundesmittel ja nur für die Wiener Öffis vorgesehen.