Nachdem die Gewerkschaft der Lehrerinnen und Lehrer das Aus für die verpflichtende Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) gefordert hat, sind die Vertreter der Schülerinnen und Schüler in Österreich anderer Meinung. Die VWA beziehungsweise die Diplomarbeit (in berufsbildenden höheren Schulen) sei „essenziell“ und trage dazu bei, dass die Schülerinnen und Schüler einiges lernen, sagt Bundesschulsprecher Marius Hladik (18). „An einem längeren Projekt arbeiten, bei einem Thema in die Tiefe gehen und seine Ergebnisse präsentieren. Das bereitet auf das wissenschaftliche Arbeiten an der Uni vor oder auch darauf, wenn man mal im Beruf etwas recherchieren muss.“

Das Argument, dass künstliche Intelligenz (KI) es den Lehrenden schwer macht, die Eigenleistung des Schülers zu beurteilen, könne Hladik nachvollziehen. Dennoch spricht er sich für einen „sinnvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz“ aus. Gerade bei der Recherche könne ChatGPT helfen, „die Fakten muss man ja dann sowieso nachprüfen“. Es müsste klare Grenzen für den Einsatz von KI beim Schreiben der VWA geben, sagt Hladik. Und dann sollte transparent gemacht werden müssen, wo die KI zum Einsatz gekommen ist. Würde man zusätzlich die Form der VWA mehr in Richtung Praxis und Begründung drehen, würden sich Lehrende leichter tun, die Leistung des jeweiligen Schülers zu erkennen, ist Hladik überzeugt. Als Bundesschulsprecher vertritt er rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler in Österreich, er selbst besucht die Maturaklasse an der HTL Rennweg in Wien.

„Nicht jeder hat Eltern, die einem helfen können“

In dieselbe Kerbe wie sein Kollege schlägt auch Frederik Witjes, der Wiener AHS-Landesschulsprecher. Er spricht sich auch gegen die Abschaffung der verpflichtenden VWA aus – mit einem „großen Aber“, wie er sagt. „Es braucht mehr Vorbereitungskurse für die VWA, weil nicht jeder hat Eltern zu Hause, die einem helfen können“. Und das Thema KI müsse in die Vorbereitungskurse eingebunden werden. So wie auch in den Regelunterricht: „Wir kommen da nicht vorbei. Das wäre einmal etwas, wo Österreich frühzeitig reagieren könnte und nicht wieder zehn Jahre später.“ Schließlich komme das KI-Thema nicht nur bei der VWA auf, sondern auch bei Hausübungen oder Texten für Schularbeiten.