Die aktuelle Episode des Gesundheitstalks der Kleinen Zeitung dreht sich um Psyche und Schlaf: "Wie wir psychisch gesund und ausgeschlafen durch den Winter kommen." Bei Gesundheitsredakteurin Martina Marx im Studio geben die Expertinnen Theresa Lahousen-Luxenberger (Fachärztin für Psychiatrie, LKH-Uniklinikum Graz) und Julia Paller (Apothekerin) Auskunft.

Hier auch die wichtigsten Antworten zum Nachlesen:

1 Das Wetter wird trüb, die Stimmung auch: Was sind typische Anzeichen einer Herbst-/Winterdepression?
Eine sogenannte saisonal abhängige Depression (SAD) tritt typischerweise mit dem Wechsel der Jahreszeiten auf: "Die kurzen Tage in den Herbst- und Wintermonaten können für viele Menschen richtig deprimierend sein", weiß Theresa Lahousen-Luxenberger, Psychiaterin und Expertin beim nächsten Gesundheitstalk der Kleinen Zeitung. Extreme Müdigkeit und ein großes Schlafbedürfnis, Konzentrationsprobleme, Niedergeschlagenheit sowie Heißhunger mit folgender Gewichtszunahme: Das sind Anzeichen einer Winterdepression. So wie die SAD mit Herbst- oder Winterbeginn auftritt, verschwinden die Beschwerden auch typischerweise wieder mit dem Beginn des Frühlings.

2 Was sind die Ursachen einer Herbst-/Winterdepression?
Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, aber: Ein Erklärungsversuch dreht sich um den Mangel an Tageslicht in den dunklen Monaten in Herbst und Winter. "Der Lichtmangel verursacht biochemische Veränderungen im Gehirn", erklärt Lahousen-Luxenberger. So beeinflusst das Licht der Sonne die Produktion des Hormons Melatonin in unserem Körper. Melatonin steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus: Bei wenig Tageslicht wird vermehrt Melatonin im Körper ausgeschüttet und wir werden müde. Aber auch weitere Ursachen oder ein Zusammenspiel dieser Faktoren werden diskutiert: eine Fehlfunktion der Lichtrezeptoren der Netzhaut etwa oder eine schlechtere Anpassungsfähigkeit an die kürzeren Wintertage.

3 Welche Behandlung wirkt?
Da ein Mangel an Licht die SAD auszulösen scheint, werden Patienten auch mit Licht therapiert: "Studien haben gezeigt, dass die Lichttherapie hilft", sagt Lahousen-Luxenberger. Dabei sitzen Betroffene jeden Tag in der Früh für 30 Minuten vor speziellen Lichttherapiegeräten, die mit bis zu 10.000 Lux strahlen. Diese Geräte simulieren das Tageslicht und das hat biochemische Folgen im Gehirn: Das "Schlafhormon" Melatonin wird gedrosselt, das "Wohlfühlhormon" Serotonin wird ausgeschüttet, man fühlt sich wacher und energiegeladener. "Die Lichttherapie kann auch schon vorbeugend eingesetzt werden, wenn die depressiven Episoden jedes Jahr auftreten", sagt Apothekerin Julia Paller, zweite Expertin beim Gesundheitsfrühstück. Sie empfiehlt außerdem: eine ausgewogene Ernährung und täglich Bewegung an der frischen Luft.

4 Depression und Schlaf: Wie hängt das zusammen?
Schlafstörungen haben viele Gesichter – fest steht aber: "Es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Schlaf und psychischer Gesundheit", sagt Lahousen-Luxenberger. Haben Menschen mit einer Winterdepression ein erhöhtes Schlafbedürfnis, kommt es bei der klassischen Depression vielmehr zu Schlafstörungen: "Mindestens 80 Prozent aller Menschen mit einer klassischen Depression sind von Schlaflosigkeit betroffen", so die Expertin. Betroffene schlafen schwer ein, wachen früh am Morgen auf und liegen grübelnd und verzweifelt im Bett. "Doch die Zusammenhänge sind zweidimensional: Die Depression kann zu Schlafstörungen führen – oder umgekehrt."