Im letzten Sommer

Anwältin Anne (Léa Drucker) lebt ein ruhiges Leben mit Mann und Adoptivkindern in der Peripherie von Paris. Als der rebellische 17-jährige Sohn ihres Mannes bei ihnen einzieht, spürt sie sofort eine Verbindung. Sie lässt sich auf eine Affäre mit Théo (Samuel Kircher) ein. Als er mehr fordert, stehen Familie und Karriere auf dem Spiel. Regisseurin Catherine Breillat setzt sich in „Im letzten Sommer“ ungleich des düsteren dänischen Originals „Königin“ weniger mit der Machtdiskrepanz der Figuren und deren Folgen auseinander, sondern erzählt eine Geschichte über fehlgeleitete Liebe, Herzschmerz und falsche Ideale. Das resoniert, auch wenn man sich auf den Altersunterschied einlassen muss. (sg)

The Beekeeper

Eigentlich wollte Adam Clay (Jason Statham) nur ein ruhiges Leben führen und sich um seine Bienen kümmern. Doch als Online-Betrüger seine einzige Bezugsperson, die ältere Eloise Parker, um ihr ganzes Vermögen betrügen, schwört der ehemalige Spezialagent Rache. Eloises FBI-Tochter Verona (Emmy Raver-Lampman) sowie die Schergen des Kopfes der kriminellen Aktion, Derek Danforth (Josh Hutcherson), versuchen seinen Kreuzzug aufzuhalten. Das Endergebnis von Regisseur David Ayer geizt auch nicht mit viel Action, wilden Kameraeinstellungen und Stathams gewohnt eisiger Darbietung. Die Brutalität nutzt sich aber schnell ab, „The Beekeper“ bleibt zu seelenlos. (sg)

Smoke Sauna Sisterhood

Anna Hints beim Sundance Filmfestival sowie beim Europäischen Filmpreis ausgezeichneter Dokumentarfilm begleitet Frauen im schneebedeckten Wald in Estland in eine Rauchsauna. Es ist ein Ritual, dem sich diese Frauengruppe im Wechsel der Jahreszeiten unterzieht. Dabei fallen Hüllen und Tabus, Narben werden sichtbar, Geständnisse gemacht, Schamgefühle abgelegt und essenzielle Themen übers Frausein besprochen: über Erfahrungen von Übergriffen, Geburt, Schwesternschaft und Sexualität. Ein mythischer, empathischer und dabei explizit politischer Film. Im Ritual des Abbürstens, Waschens und Schwitzens tanken solidarisieren sich die Körper und schöpfen neue archaische Energie. Ein intensives Kinoerlebnis. (js)

Animalia

Was kreucht und fleucht denn da? Mit seinem aktuellen Film entführt der Franzose Thomas Cailley in eine Alternativwelt, in der sich Hybride aus Mensch und Tier unters Volk gemischt haben - als Folge von Mutationen. Verständnis gibt es für die Mischwesen wenig. Vom eingeschüchterten Pöbel werden sie wie Aussätzige behandelt, Zuflucht finden sie allenfalls im Grünen. Ein Schicksal, dem sich auch der jugendliche Émile (Paul Kircher) stellen muss, als sich an seinem Körper bestialische Veränderungen bemerkbar machen. Coming-of-Age der etwas anderen Art. Auch sonst wird hier vieles in einen Topf geworfen: abenteuerlustiger Sci-Fi-Bombast, die erste Liebe, eine Ode an Verstoßene. Packend ist dieser übergroße Genre-Koloss dann, wenn dieser plötzlich klein zu werden droht. Dann, wenn Zartgefühl zum letzten Hoffnungsanker in einer verkommenen Welt wird, ob auf menschlicher Basis oder eben nicht. (pog)

Baby To Go

Die Zukunft ist nicht immer bedrohlich. In der Sci-Fi-Vision von „Baby to Go“ wird die Mühsal der Schwangerschaft technisch obsolet. Kein Karriereknick, keine Übelkeit, keine Schwangerschaftsstreifen – und endlich können sich auch Männer schon vor der Geburt um das Baby in spe kümmern. Nur Biologe Alvy (Chiwetel Ejiofor) ist zunächst nicht überzeugt, als ihm Partnerin Rachel das technische Kinderkriegen mittels artifiziellem Uterus vorschlägt. Zu unnatürlich ist ihm das babyfarbene Hochglanz-Ei der Firma Pegasus, das wie ein feuchter Apple-Traum aussieht. Sophie Barthes erzählt mit ihren beiden sympathischen Darstellenden eine harmlose, absurde Beziehungsgeschichte, die sich wie eine Episode der Serie „Black Mirror“ anfühlt. Als Satire wenig bissig, stellt sie dennoch einige Klischees auf den Kopf. Und „Game of Thrones“-Drachenmutter Emilia Clark ist in unfreiwilligen Parodie-Momenten zu sehen, diesmal mit einem Menschen-Ei. (maw)