Bundespräsident Alexander Van der Bellen zeigte sich in einer Aussendung sehr betroffen vom Tod des Architekturkritikers und Dichters Friedrich Achleitner. Mit ihm verliere Österreich "einen streitbaren Kritiker, leidenschaftlichen Förderer hochwertiger österreichischer Architektur und zugleich einen Mitbegründer der heimischen Literatur nach 1945".

"Wir verlieren einen Freund"

"Friedrich Achleitner hat uns in seinem jahrzehntelangen Schaffen reich beschenkt. Sein Tod reißt eine große Lücke in die heimische Kunst- und Kulturszene", so der Bundespräsident. "Friedrich Achleitners Werk ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, seine Bücher zeugen davon, sein internationales Renommee spricht für sich", würdigte Zsolnay-Verlagsleiter Herbert Ohrlinger den Verstorbenen. "Was ihn aber so besonders machte, war, dass er immer absolut bei sich geblieben ist, geerdet war - nur ka Schmoiz ned auf Wienerisch. Eine Ausnahmeerscheinung. Der Verlag und ich verlieren nicht nur einen Autor, wir verlieren einen Freund."

Als "Vorbild, Begleiter und Beschützer" würdigte Gerhard Ruiss (IG Autorinnen Autoren) den Dichter, dessen "Verdienste um die Literatur" er als "unschätzbar" bezeichnete. "Er hat Geschichte und Gegenwart gleichermaßen verkörpert und war darin ebenso ruhig und konzentriert wie unbeirrbar, eine menschliche wie künstlerische Größe."

Präzise Sprachanalysen

Als "prägende und vielseitige Persönlichkeit des
österreichischen Kulturlebens" und "unbestrittenen Meister der
Architekturkritik und -theorie" würdigte Wiens Kulturstadträtin
Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) den Autor und Architekturkritiker
Friedrich Achleitner. Der ORF ändert in memoriam sein Programm.

"Egal, ob man Achleitners Leben und Werk nun ausgehend von der
Architektur aufrollt oder ob man seinen 'Quadratroman' würdigt: Die
stupende Herzensbildung war ihm stets Ausgangspunkt für
unvergleichlich präzise gesetzte (Sprach-)Analysen, die
gewissermaßen noch im letzten Dialektgedicht einer Liebe zur
angstfreien Bewegung nach vorn Ausdruck verliehen. Er wird fehlen - als Meister der Architekturkritik, als Literat und allen voran als
liebenswerter Mensch und geschichtsbewusster Humanist der
Avantgarde, der er war", so Kaup-Hasler.