„Manchmal muss nicht alles g´sagt werden.“ Sagt Aloisia. Und nach knapp 100 Minuten weiß man: Sie hat vollkommen recht. Denn das, was gar nicht gesagt werden muss, weil es ohnehin im Raum steht, das ist auf dem Punkt. Aloisia und Rudolf leben in einer eigentlich recht unspektakulären Geschichte, die sich von 1950ern bis in die 1970er-Jahre spannt, ein unspektakuläres Leben, und trotzdem geht einem ihr Lieben und Leiden nah: Die junge Tiroler Autorin Lisa Wentz erzählt in ihrem klugen, mit einem Nestroy-Preis ausgezeichneten Stück „Adern“ von der Nachkriegsgeneration in Tirol. Der Witwer Rudolf sucht per Anzeige eine Mutter für seine fünf Kinder, Aloisia hat sich gemeldet, sie hat selbst eine Tochter von einem französischen Besatzungssoldaten. Damit die Leute nicht reden, wird geheiratet. Man gewöhnt sich aneinander, man beginnt sich zu lieben und man macht einiges miteinander durch. Denn Rudolf wird nicht nur in seinen Träumen von Erinnerungen an die Zeit geplagt, als in den Bergstollen Zwangsarbeiter Flugzeugteile bauten, es gab wohl eine Sprengung, man kann vermuten: auch Opfer. Aber das genaue Geschehen ist die große Leerstelle in dem Stück, um die seine Ängste – im Stück symbolisiert durch eine allegorische Figur (Felix Rank) – kreisen, es ist der Schatten, der ständig über der Familie aufragt.