Mit "Fadinger oder die Revolution der Hutmacher" hat das Linzer Musiktheater am Samstag nach "Spuren der Verirrten" von Philip Glass die zweite Opern-Uraufführung innerhalb von zehn Monaten auf die Bühne gebracht. Das Werk des Welser Komponisten Ernst Ludwig Leitner nach einem Libretto von Franzobel wurde vom Publikum freundlich, aber auch nicht unumstritten aufgenommen.

Franzobel geht mit seinem ursprünglich für ein Schauspiel gedachten Text auf den oberösterreichischen Bauernkrieg von 1626 ein, die Zeit brutaler Gegenreformation und Knechtschaft durch die bayrischen Besatzer. 1625 kommt es in Frankenburg zum vom bayrischen Statthalter Adam Graf Herberstorff angeordneten Würfelspiel, bei dem protestantische Bauern paarweise um ihr Leben würfeln mussten. Stefan Fadinger setzt sich schließlich an die Spitze seiner unterdrückten Landsleute. Es gelingt ihnen, Herberstorffs Truppen bis Linz zurückzudrängen. Dort aber fällt Fadinger und der Bauernaufstand wird brutal beendet.

Franzobel stellt die Auseinandersetzung zwischen Fadinger und Herberstorff in den Mittelpunkt seines Dramas. Sein Text bedient sich des damals vermutlich verwendeten Dialekts. Die Übertitel fürs Publikum erleichterten die Verständlichkeit, die vom Gesang her meist nicht gegeben war. Mit knappen Sätzen nimmt der Autor Rücksicht auf die musikalischen Bedürfnisse. Die Reime bewegen sich teils am Rand des Banalen.

Regie und Ausstattung (André Turnheim, Florian Parbs) sind die Schwachpunkte der Produktion. Die Ereignisse des 17. Jahrhunderts wurden in die 60er oder 70er Jahre verlegt. Warum nicht gleich in die Gegenwart, wenn man schon die zeitlos gültige Thematik von Krieg, Aufstand, Unterdrückung und letztlich Scheitern zum Ausdruck bringen will? Die "bäuerliche" Bevölkerung tritt im Anzug mit Krawatte und im Business-Kostüm auf, alle bebrillt und mit gleicher Perücke. Fadingers Haus ist kleinbürgerlich, eng und karg eingerichtet. Die zahlreichen Auf- und Abtritte des Chores sind einfallslos und sorgen für ungewollte Pausen. Andererseits ist die Personenführung gut, die Sauforgie im 2. Akt jedoch zu viel des Guten.

Opernchef Dennis Russell Davies hat sich persönlich der Uraufführung angenommen. Er lenkt die Produktion sicher über die eine oder andere Klippe, bestens unterstützt vom Bruckner Orchester Linz. Tadellos auch die Gesangsolisten, allen voran der Countertenor Daniel Lager mit bis an die Grenzen gehender Stimme als eitler und selbstverliebter Schönling Herberstorff. Martin Achrainer gibt den hin und her gerissenen Bauernführer Stefan Fadinger mit schönem, durchsetzungskräftigen Bariton. Iurie Ciobanu, Matthias Helm, Gotho Griesmeier, Martha Hirschmann und Franz Binder entsprechen in ihren Partien.