Das war so anstrengend –wir mussten den Text mehr als einmal lesen!“ Das sagte ein Schüler über eine Deutschaufgabe, als er für ein Forschungsprojekt befragt wurde. Gestellt hat die Frage die Deutschdidaktikerin Elfriede Witschel – die Antwort war für sie ein „Schlüsselerlebnis“: Es sei nicht im Bewusstsein der Schüler, dass man in Texten auch zurückblättern könne. Einmal gelesen, und das war’s. Für Witschel war es der Startschuss zum Folgeprojekt.

Elfriede Witschel
Elfriede Witschel © KK/PH

Zwei Jahre lang hat sie daraufhin in der Praxismittelschule der PH Kärnten eine Studie durchgeführt: Unter dem Titel „LesenSchreibenLesen“ untersuchte sie die Wirkung von Aufgabenarrangements, die gezielt Schüler dazu motivieren sollten, sich mit Texten tiefgehend zu beschäftigen. „Es ging darum, einen bewussten Leseprozess anzustoßen, bei dem die Schüler noch einmal zurückblättern müssen und sich mit den Inhalten beschäftigen. Genau das wirkt sich nämlich positiv auf die Qualität der eigenen Texte aus, die die Schüler als Aufgabe verfassen sollen“, sagt Witschel.


Nicht nur das Schreiben, sondern auch das Reden über die verfassten Texte ist Teil der Aufgabe. Klassenkollegen lesen die Texte und geben auf Basis vereinbarter Kriterien mündlich und schriftlich Feedback. „Die Autoren und Autorinnen der Texte wiederum lesen die Rückmeldungen, fragen nach und arbeiten Verbesserungsvorschläge ein. Das Lesen zieht also immer auch das Schreiben nach sich, das wiederum das Lesen impliziert“, erklärt Witschel den Projekttitel.

Der Vergleich mit einer Kontrollgruppe, die ohne diese Anleitung Texte verfasst hat, bestätigt den didaktischen Ansatz: Die Texte der Versuchsgruppe sind sprachlich abwechslungsreicher und anspruchsvoller, verarbeiten die Textvorlage genauer und erfüllen die Textsorten-Kriterien besser. Außerdem machte die Arbeit den Kindern Spaß: Auch sechs Monate später beschrieben sie ihre Motivation in Interviews als hoch.