Als vor fünf Jahren das Alters- und Alternsforschungszentrum IARA ins Leben gerufen wurde, hat sich die FH Kärnten da auf Neuland begeben?
JOHANNES OBERZAUCHER: Das Forschungsfeld an sich war damals schon ein sehr etabliertes Thema. Das Neue an unserem Zugang war, dass wir uns aus einer interdisziplinären Perspektive daran angenähert haben. Bislang hat man Alter und Altern vor allem mit sozialwissenschaftlichen Methoden beforscht. Wir wollten das Thema von Anfang an auch aus wirtschaftswissenschaftlicher und technologischer Sicht beleuchten. Nach fünf Jahren Arbeit kann man sagen, dass uns das auch mit Erfolg gelungen ist.
Wie lässt sich der Erfolg in der Altersforschung messen?
Einerseits an den üblichen Kennzahlen der Wissenschaft wie abgewickelten Projekten, veröffentlichten Studien, Einwerbung von Projektmitteln. Da können wir gute Zahlen vorweisen. Unser oberstes Ziel ist aber, unsere Ergebnisse in die Gesellschaft zu tragen und das Thema des Alterns im politischen Diskurs zu verankern.
Welche Ihrer Themen haben da am meisten Wurzeln geschlagen?
Als Techniker fällt mir da sofort die digitale Transformation ein, die mit einem momentan sehr starken Wandel in der Pflege einhergeht. Wir liefern Beiträge, wie neue Technologien zum Einsatz kommen können, welche neuen Berufsbilder daraus entstehen und welche neuen Pflegeservices in der Folge möglich werden.
Über die Jahre haben auch die Wissensseiten immer wieder über Projekte des IARA berichtet – von Sturzsensoren über demenzfreundliche Gemeinden bis hin zur Stadtteilentwicklung. Was ist dabei der rote Faden?
Durch alle Vorhaben zieht sich hindurch, dass wir mit unserer Zielgruppe auf Augenhöhe forschen und Betroffene aktiv einbinden. Man bekommt die Einblicke in die Bedürfnisse älterer Menschen nur direkt aus ihrem Alltag heraus. Auch die Entwicklung von technischen Hilfsmitteln kann nur in enger Kooperation mit den Nutzerinnen und Nutzern geschehen. Telemonitoring und Gesundheitsunterstützungssysteme müssen von den Menschen aktiv angenommen werden, daher fragen wir immer ganz genau nach, ob das, was wir entwickeln, auch ankommt.
Sehen Sie einen Wandel bei der Akzeptanz von Technologie bei älteren Menschen?
Wir merken, dass die aktuelle Generation 65 plus schon deutlich technikaffiner ist als die Generation davor. Sie wird sich daher auch leichter tun mit dem technologischen Pflegeangebot, das in den nächsten Jahren immer mehr ausgebaut wird.
Wie steht es um das Interesse der jungen Generation und Studierenden am Thema Altern?
In den letzten fünf Jahren verzeichneten wir verstärkte Tendenzen hin zu unserem Thema. Ein Drittel der Abschlussarbeiten, die ich betreue, behandeln altersfreundliche Technologien. Die Studierenden haben erkannt, dass in diesem Bereich ein großes Potenzial für die berufliche Zukunft liegt.