"Also was bei uns für ein Wein wächst", wunderte sich Bürgermeister Jakob Strauß und roch ungläubig an einem rostbraun-dünnsüßem Tropfen. Ja, einige der 24 zur Sittersdorfer Weinkost eingereichten Proben stellten die Geschmacksnerven hart auf die Probe.

Nach Italien exportiert. "Manchen Winzern mangelt es an Kellertechnik, andere sind vielleicht gewohnt, dass ihr Wein so schmeckt", sagte Sommelière Ingrid Bachler. Dabei hat der Sittersdorfer Wein Rötel, aus verschiedenen Direktträgertrauben (Isabella, Huntington, Foch) gekeltert, große Tradition, wurde einst von den Habsburgern sogar nach Italien exportiert.

Tradition. In Sittersdorf befindet sich auch die angeblich älteste Kellergasse Österreichs. An diese große Tradition will der Kulturverein Trta (Weinrebe) mit der jährlichen Verkostung anknüpfen und den Winzern Hilfestellung durch professionelle Verkoster geben.Die Weine werden wirklich von Jahr zu Jahr besser: Heuer schossen zwei Rotweine des erstmals antretenden "Vereines zur Förderung des Weinbaus in Sittersdorf" den vinologischen Vogel ab: Ein reinsortiger Regent mit Barrique-Röstaromen und eine Rössler-Regent-Cuvee glänzten durch Dichte und langen Abgang. Schade, dass die produzierte Menge nur für den Eigenverbrauch der Hobbywinzer reicht.

Sieger. Beim Weißwein hatte die biologisch arbeitende Rosi Hren diesmal mit einem Bianca die Weinnase vorn, auch beim Rötel gewann ein Seriensieger: Friedrich Tameggers Rötel schmeckt sauber, vergleichbar mit einem Cvicek. "Ein guter Jausenwein", lobte Önologe Matjaz Erklavec von der steirischen Domäne Müller. Ebenfalls gut: Der Rötel von Valentin Hanschur. Die Hälfte der eingereichten Weine war okay bis gut, der Rest ist ein Fall für Weinbauberater Erwin Gartner, der dafür sorgen kann, dass der Bürgermeister bei manchem Rötel nicht rot werden muss.