Der rote Kontinent faszinierte Bianca Stroner schon immer. Die Begeisterung für Land und Leute hat sie ihrer Mutter zu verdanken, welche als Jugendliche für einen sechswöchigen Verwandtschaftsbesuch nach Australien reiste. Nach ihrem Abschluss an der Landwirtschaftlichen Fachschule Litzlhof und einem Landwirtschaft-Aufbaulehrgang wollte die 22-jährige Spittalerin ihre eigenen Erfahrungen machen. „Ich bin am Milchkuhbetrieb meiner Eltern aufgewachsen. Bevor ich diesen übernehme, wollte ich die Welt sehen“, schildert Stroner.
Obwohl sie bereits seit rund eineinhalb Jahren Abenteuer fernab ihrer Heimat erlebt — in ihrer Freizeit surft sie in türkisblauem Wasser, lernt das Sperr-Fischen und erkundet auf Wandertouren die australische Natur — besinnt sie sich auch im Ausland auf Werte, die sie seit ihrer Kindheit mit sich trägt.
Arbeiten, sparen und weiterreisen
„Ich finanziere mir meine Reise selbst und versuche, möglichst wenig Geld auszugeben. Ich hatte in Australien schon viele Jobs. Meine Lieblingsarbeit war jedoch in einem Milchbetrieb. Zuhause haben wir 60 Kühe, hier kümmern sich Landwirte um 600 Tiere. Es sind andere Dimensionen“, schildert Stroner, welche „die Landwirtschaft am anderen Ende der Welt“ kennenlernen wollte. Ihre Erfahrungen führen dazu, dass sie die Betriebe in Österreich noch mehr zu schätzen gelernt hat. „Die Arbeit mit den Tieren ist in Australien unpersönlicher. Die Kühe haben keine Namen, werden nicht als Mitarbeiter und Freunde betrachtet. Wir sollten mit den Produkten in Österreich viel zufriedener sein, die Qualität von Fleisch und Milch ist so gut, alles wird mit Liebe erzeugt und das ist spürbar.“
Getreu dem Motto „Harte Arbeit lohnt sich“ sammelte sie jedoch auch Erfahrungen abseits der australischen Landwirtschaftsbetriebe. Unter anderem servierte die 22-Jährige Kaffee in einem Friseursalon oder hackte mit Freunden Bäume. Die Kontakte, die sie an ihren verschiedenen Arbeitsplätzen knüpfte, sind für sie die Höhepunkte ihrer Reise. „Ich bin alleine nach Australien gekommen, habe mich aber nie alleine gefühlt. In Hostels und Herbergen habe ich viele neue Freunde aus England, Frankreich und Deutschland kennengelernt. Mittlerweile sind wir eine Gruppe, die gemeinsam verreist“, sagt Stroner, welche die Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit der Einheimischen besonders schätzt.
Campen am Autodach und Omas Spaghetti
Als sie mit ihrem Auto beispielsweise nahe dem Uluru strandete — ihr Leben befindet sich aktuell in dem Fahrzeug, sie campt oft auf dem Dach — war Hilfe nicht weit. „Es war ein kurzer Schockmoment, im Nachhinein kann ich aber darüber lachen. Ich würde all diese Erfahrungen niemals missen wollen. Jeder Tag ist ein Abenteuer. Australien bietet Strände, Dschungel, Rodeos und Cowboystiefel. Oft fühlt es sich an wie in einem Film.“ Trotzdem steht Ende des Jahres ihre Rückkehr in die Spittaler Heimat an. Im November läuft ihr Visum aus. Obwohl Australien zu einer zweiten Heimat wurde, freut sich die 22-Jährige auf ihre Familie, insbesondere auf „Omas Spaghetti“.