Exakt 207 Tage sind vergangen, seit im Sommer des Vorjahres bekannt wurde, dass das frühere Landespflegeheim im Osten der obersteirischen Stadt Kindberg in ein Asylheim umgewandelt wird. Nach Monaten der Sorgen, Spekulationen, Ungewissheit und mangelhafter Kommunikation herrscht nun Gewissheit: Am Dienstagabend zogen die ersten 18 Asylwerber ein, die sich aus alleinreisenden Frauen, Menschen im Familienverbund, Menschen mit medizinischem Betreuungsbedarf und mobilitätseingeschränkten Personen zusammensetzen. "Laut Auskunft handelt es sich bei den bislang untergebrachten Personen um Familien mit jeweils einer vulnerablen Person", heißt es seitens der Stadtgemeinde Kindberg. Weitere zehn werden in den nächsten Tagen folgen. 

In einem ersten Schritt sollen es 25 bis 50 sein, die vorerst von der BBU (Bundesagentur für Betreuungs- und Unterstützungsleistungen) in Kindberg untergebracht werden. Sobald die Bauarbeiten am aus 1900 stammenden Gebäude abgeschlossen sind, werden weitere folgen. Wenn im April der Vollbetrieb hergestellt ist, werden es bis zu 250 Flüchtlinge sein, die das Heim mit seinen 9470 Quadratmetern Nutzfläche zumindest vorerst ihr Zuhause nennen.

Hausordnung und geregelter Alltag

Was auf die Kindberger Bevölkerung tatsächlich zukommt, werden die kommenden Wochen und Monate zeigen. Inwiefern die Asylwerber etwa am öffentlichen Leben in der nur 1000 Meter entfernten Innenstadt teilnehmen, wird wohl erst sichtbar sein, wenn es draußen wieder wärmer ist. Der Alltag im Asylheim selbst ist hingegen klar geregelt, er besteht aus Werte- und Deutschkursen, gleichzeitig sollen die Asylwerber Hilfsdienste im Heim erledigen können. Auf dem Areal, das Grundstück umfasst mehr als 20.000 Quadratmeter, wird ein Spielplatz errichtet, außerdem wird der dort angelegte Park revitalisiert. Ebenso werden die Aufenthaltsräume wieder in Betrieb genommen, die BBU sorgt zudem für WLAN.

Das Zusammenleben der Asylwerber wird durch eine Hausordnung geregelt, zwischen 22 und 6 Uhr ist eine Nachtruhe vorgesehen, die der von der BBU gestellte Sicherheitsdienst überwacht. Verstöße gegen die Regeln können sich negativ auf das Asylverfahren auswirken, wobei auch die Verlegung in eine andere Einrichtung möglich ist. Anfangs wird die Polizei ihre Präsenz durch Streifen erhöhen, zwei vakante Stellen wurden nachbesetzt – zusätzliche Polizei wird es allerdings nicht geben.

Freiheitliche drängen auf Schließung

Nicht lange auf sich warten ließ am Mittwoch eine Stellungnahme der Freiheitlichen, sie sehen den Widerstand gegen diese Unterkunft "keineswegs als gebrochen". Man werde die Entwicklungen rund um das Quartier weiterhin "mit Argusaugen beobachten und mit dem heutigen Tag aktiv für die ehest mögliche Schließung eintreten", so Landesparteichef Mario Kunasek. Gewalttaten, Massenaufstände und Drogendelikte in den Unterkünften in Leoben und Spital am Semmering hätten gezeigt, dass solche Einrichtungen ein dauerhaftes Sicherheitsrisiko darstellen würden.

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