Es gibt in diesen Tagen zwei Gruppen von Ländern auf der Coronalandkarte: Die einen haben bereits massiv mit der Delta-Variante des Coronavirus zu kämpfen, die sich rapide verbreitet. In den übrigen Ländern sind die Zahlen - noch - niedrig.  Ein Überblick.

Asien

Vor allem der asiatisch-pazifische Raum verzeichnet einen Anstieg an Neuinfektionen, der auf die rasche Verbreitung der Delta-Variante zurückzuführen ist.  

Im Großraum der südkoreanischen Hauptstadt Seoul gelten etwa ab Montag die Maßnahmen der höchsten Stufe des neuen Vier-Stufen-Plans für Beschränkungen, wie Ministerpräsident Kim Boo Kyum verkündete. In Südkorea ist die Zahl der Infizierten auf den bisherigen Höchstwert seit Beginn der Pandemie gestiegen. Erst zehn Prozent der Bevölkerung sind vollständig immunisiert. Vor allem 20- bis 30-Jährige sind durch die neue Welle gefährdet.

30 Prozent der 52 Millionen Menschen in Südkorea wurden bisher mit zumindest einer Dosis geimpft, wobei die Mehrheit der Geimpften über 60 ist, wie der Guardian berichtet. Bisher war man gut mit den Herausforderungen der Pandemie umgegangen. So sprach auch die Gesundheitsbehörde vom Beginn der vierten Welle.  

Einen neuen Tageshöchstwert an Infektionen verzeichnete auch Thailand. In Bangkok sind die meisten der Neuinfektionen ebenfalls auf die Delta-Variante zurückzuführen. 

Spanien

Einen rasanten Anstieg an Neuinfektionen in Europa verzeichnet allen voran Spanien. Auch hier lässt sich der Anstieg, wie schon zuvor in Portugal, auf die Delta-Variante zurückführen. Laut Johns Hopkins Universität ist Spanien momentan das europäische Ferienland mit der höchsten Zahl an neuen Ansteckungen. 

Während Frankreich bereits aufforderte, die Sommerferien nicht in Spanien oder Portugal zu verbringen, hat auch Deutschland ganz Spanien als Risikogebiet einstuft.  Österreich attestiert Spanien, so wie den meisten anderen Staaten in Europa, ein geringes epidemiologisches Risiko. Bei der Einreise ist lediglich ein 3G-Nachweis zu erbringen.  

Niederlande

In den Niederlanden ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen explosionsartig gestiegen. Am Donnerstag wurden rund 5.500 Fälle gemeldet, die höchste Zahl seit dem 14. Mai, wie das nationale Institut für Gesundheit und Umwelt RIVM am Donnerstag mitteilte. Der Anstieg der Neuinfektionen wird mit der Verbreitung der Delta-Variante begründet. Noch führte das aber nicht zu mehr Patienten in den Krankenhäusern. Von den Neuinfektionen sind den Angaben zufolge vor allem Jugendliche betroffen.  

Großbritannien

In Großbritannien ist die Zahl der Corona-Infektionen mit der hochansteckenden Delta-Variante im Vergleich zur Vorwoche um rund ein Drittel gestiegen. Die Gesundheitsbehörde Public Health England (PHE) machte 54.268 Neuinfektionen aus. 44 Fälle beträfen die sogenannte Delta-Plus-Variante. Die Delta-Variante ist mittlerweile für 99 Prozent aller Corona-Fälle im Land verantwortlich.

PHE-Chefin Jenny Harries rief auch angesichts der geplanten Aufhebung aller Corona-Regeln zur Vorsicht auf. Sie wies aber darauf hin, dass Impfungen offensichtlich gegen die Delta-Variante wirken. "Die Daten zeigen weiterhin, dass dem starken Anstieg, den wir bei Neuinfektionen beobachten, kein ähnlicher Anstieg bei Krankenhauseinweisungen und Todesfällen folgt", sagte Harries. Zwei Impfdosen böten also ein großes Maß an Schutz.

Wegen der Delta-Variante war die Zahl der neuen Corona-Fälle in Großbritannien in den vergangenen Wochen wieder in die Höhe geschossen. Die Sieben-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen) je 100.000 Einwohnern in einer Woche, stieg von unter 20 auf zuletzt 267 (Stand: 3. Juli). Dennoch will die Regierung von Premierminister Boris Johnson am 19. Juli alle verbliebenen Corona-Regeln aufheben.

Russland

In Russland melden die Behörden so viele Tote in Zusammenhang mit dem Coronavirus wie nie zuvor. Binnen 24 Stunden habe es 737 weitere Todesfälle gegeben. Damit sei die Gesamtzahl auf 139.316 gestiegen, teilt die Coronavirus-Arbeitsgruppe der Regierung mit. Es habe 23.378 Neuinfektionen gegeben, 5.498 davon in Moskau. Damit seien insgesamt mehr als 5,65 Millionen Ansteckungsfälle bekannt.

Allerdings kommt das staatliche Statistikamt Rosstat, das eine eigene Zählung vornimmt, auf rund 270.000 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus allein zwischen April 2020 und April 2021. Rosstat bezieht sich auf übermäßige Todesfälle in den Statistiken. Einige Epidemiologen sind der Auffassung, dies sei der beste Weg, um die tatsächliche Zahl der Corona-Toten zu ermitteln.

Frankreich


Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Veran verwies unterdessen darauf, dass die Delta-Mutation möglicherweise schon am Wochenende die überwiegende Variante sein könnte. Von einer neuen Welle möchte sich die Regierung aber dennoch distanziert halten. Der Wissenschaftliche Rat hingegen, der die Regierung im Vorgehen gegen das Coronavirus berät, warnte jedoch in einer Empfehlung, das aktuelle Impfniveau alleine werde eine neue Welle durch die Delta-Variante nicht verhindern. 

Israel 

Israel verzeichnete in den letzten Tagen einen Anstieg an Neuinfektionen, wobei laut dem Vorsitzenden des israelischen Expertengremiums Ran Balicer etwa 90 Prozent der Neuinfektionen auf die Delta-Variante zurückzuführen sind. Der Anstieg an Infektionen stellte zuletzt die Wirksamkeit der Impfstoffe infrage, insbesondere jene von Biontech/Pfizer, mit dem der Großteil der Erwachsenen geimpft wurde. 

Israel verschärft wegen einer Zunahme von Corona-Neuinfektionen die Quarantänebestimmungen für Einreisende. Alle - auch Geimpfte und Genesene - müssten nach Ankunft 24 Stunden in Quarantäne oder bis das Ergebnis ihres Coronatests vom Flughafen vorliege, teilte das Gesundheitsministerium am Freitag mit. In Israel müssen alle Personen bei der Einreise einen Coronatest am Flughafen machen. Derzeit dürfen nur in begrenzter Anzahl geimpfte Touristen in Gruppen einreisen.

Alle, die aus Ländern mit einer besonderen Reisewarnung wegen hoher Corona-Zahlen einreisten, müssten zudem nun mindestens zehn Tage in Quarantäne, hieß es weiter. Bisher galten grundsätzlich für Geimpfte und Genesene Ausnahmen. Die neuen Regelungen gelten ab kommende Woche Freitag.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Israel ist in den vergangenen Wochen wieder deutlich gestiegen. Das Gesundheitsministerium teilte am Freitag mit, am Vortag seien 450 neue Fälle gemeldet worden. Die Zahl der Schwerkranken lag bei 39. Mehr als 5,7 Millionen der 9,3 Millionen Landesbewohner (mehr als 61 Prozent) haben bereits eine erste Corona-Impfung erhalten, rund 5,2 Millionen Menschen (rund 56 Prozent) auch die zweite Dosis. 

Afrika

Der Kontinent befindet sich gerade mitten in einer dritten Welle, die maßgeblich durch die in 15 Ländern nachgewiesene hochansteckende Delta-Variante vorangetrieben wird. Erst 1,19 Prozent der Bevölkerung sind bisher vollständig geimpft. Matshidiso Moeti, Regionaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO, warnt: „Aber das Schlimmste steht noch bevor, da die schnelllebige dritte Welle weiter an Geschwindigkeit gewinnt und neue Wege einschlägt. Das Ende dieses steilen Aufstiegs ist noch Wochen entfernt." 

Die Gesundheitsorganisation CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. Bisher hat Afrika laut CDC erst 70,4 Millionen Impfdosen von den für dieses Jahr geplanten 700 Millionen beschafft.  

Die NGO Amnesty International forderte indes Regierungen und Unternehmen reicherer Staaten auf, für einen „gleichberechtigten Zugang zu Impfstoffen“ zu sorgen, da in Ländern mit niedrigem Einkommen ein akuter Impfstoffmangel herrscht.