Mittwoch häuften sich die Meldungen zu negativen Folgen des Coronavirus für die Wirtschaft.

Ab März werden etliche Produkte in Europa knapp werden, warnen Experten - nicht nur Pharmaprodukte. Weil die Containerschiffe sechs Wochen unterwegs seien, würden viele Lieferungen demnächst ausfallen. Experten erwarten, dass die Europäische Zentralbank die Strafzinsen für Banken weiter verschärfen wird.

Die Folgen für die europäische Wirtschaft seien weitaus "krasser" als bisher angenommen, warnen Experten. Beunruhigendes kommt auch aus dem Lufthansa-Konzern: Die AUA schickt bis zu 200 Leute nach Hause. Die Kurse sind eingebrochen, ein gutes Dutzend Flieger muss am Boden bleiben.

Der Modehandel muss mit sichtbaren Lücken im Regal rechnen. Der Schweizer Generikahersteller Generika kündigt ab, trotz Knappheit und stark steigender Nachfrage die Preise einzufrieren.

Mehr zur brisanten Lage in heimischen Reisebüros lesen Sie hier.

Hier ein Überblick zu den wichtigsten Meldungen:

16.19: Die wichtigsten Fragen und Antworten von Firmen

Die sieben wichtigsten Fragen und Antworten von Unternehmen.

15.52 Uhr: Lauda fliegt weiter nach Mailand und Bergamo

Die österreichische Ryanair-Tochter Laudamotion hält an ihren Flügen nach Mailand und Bergamo fest. Man sei in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden, sagte eine Sprecherin am Mittwoch zur APA. In Norditalien ist es in den vergangenen Tagen zu einem Ausbruch des Coronavirus gekommen, Fällen wurden auch aus Mailand und Bergamo gemeldet. Zur Buchungslage nannte die Sprecherin keine Zahlen.

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15.47: Absatz bei Automobilen sinkt in diesem Jahr

Die US-Ratingagentur Moody's rechnet mit einem Rückgang der weltweiten Autoverkäufe um 2,5 Prozent in diesem Jahr. Die Coronavirus-Epidemie belaste die Nachfrage und unterbreche Lieferketten. In Westeuropa dürfte die Nachfrage sogar um 4 Prozent fallen.

In China erwartet die Ratingagentur einen Absatzrückgang von 2,9 Prozent, weil die Menschen aus Furcht vor dem Virus auch Autohäuser mieden und weil die Produktion durch Betriebsunterbrechungen und fehlende Zulieferungen sinke. Der derzeitige Einbruch lasse sich im Jahresverlauf nur noch zur Hälfte aufholen. Für die USA rechnet Moody's mit einem Rückgang der Autonachfrage um 1,2 Prozent. Der einzige große Automarkt mit einem leichten Zuwachs dürfte in diesem Jahr Japan sein.

15.42: Weil Knappheit droht: Preisstopp für Generika

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis friert wegen des Coronavirus-Ausbruchs die Preise für eine Reihe von Nachahmermedikamenten ein. Mit dem Schritt will die Generika-Tochter Sandoz nach eigenen Angaben Preisanstiegen angesichts drohender Lieferengpässe bei aktiven Wirkstoffsubstanzen, die oft in China hergestellt werden, vorbeugen.

Der Preisstopp betrifft rund 20 antivirale Medikamente und Antibiotika. Die Regelung gelte ab sofort und bis auf Weiteres.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte jüngst bei den Herstellern von rund 20 Medikamenten, die Ingredienzien aus China beziehen oder Arzneien in dem Land produzieren, nachgefragt, ob es aufgrund des Coronavirus-Ausbruchs zu Engpässen kommen könnte.

In Indien hatten Experten gewarnt, dass bei Nachahmermedikamenten eine Knappheit und Preiserhöhungen drohen, sollte die Epidemie in China die Herstellung von pharmazeutischen Wirkstoffen über April hinaus beeinträchtigen. Indien ist einer der größten Produzenten von Generika - günstigeren Versionen von Medikamenten, deren Patentschutz abgelaufen ist.

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15.25 Uhr: Hersteller von Desinfektionsmittel fahren Sonderschichten

Viele Hersteller von Hygiene- und Medizinartikeln fahren Sonderschichten. Mehr dazu lesen Sie hier.

15.06: Infineon rät Mitarbeitern aus Italien zur Heimarbeit

Infineon Österreich mit Zentrale in Villach rät italienischen Mitarbeitern zu Arbeit im Home-Office- mehr dazu lesen Sie hier.

15.00 Uhr: Sichtbare Lücken im Modehandel drohen

Branchenkenner warnen: Die Coronavirus-Krise könnte bereits in wenigen Monaten zu sichtbaren Lücken in den Regalen des Modehandels führen. Wenn die Produktion in China nicht zeitnah wieder in gewohnter Kapazität anlaufe, werde es kaum möglich sein, "die Warenversorgung mit Bekleidung stabil zu halten, da bestehende Kapazitäten in Europa und Nordafrika nicht ausreichen".

Falls die Produktion in China jedoch bald wieder anlaufe, würden die Kunden in Europa wenig von den aktuellen Problemen bemerken.

14.22 Uhr: Gruppenreisen am stärksten betroffen

Nach Angaben der Wirtschaftskammer (WKÖ) sind in der Reisebranche Veranstalter von Gruppenreisen am stärksten vom Coronavirus betroffen. Das Geschäft mit chinesischen Touristen sei nahezu zum Erliegen gekommen, da keine Reisegruppen mehr nach Österreich kommen. Betroffen seien auch Busreisen nach Venedig.

Der Fachverbandsgeschäftsführer für die Reisebüros, Thomas Wolf, sagte am Mittwoch, die Gespräche mit der Gewerkschaft über Kurzarbeit seien eine "reine Vorsichtsmaßnahme". Es habe entsprechende Anfragen von besonders betroffenen Betrieben gegeben. Das seien vor allem Asienspezialisten und Nischenanbieter. Große, breit aufgestellte Unternehmen wie TUI betreffe das weniger, erklärte Wolf. Es sei überhaupt kein Thema, dass das alle machen.

Der Kammerfunktionär sagte, auch bei SARS und 9/11 habe es solche Rahmenvereinbarungen für Kurzarbeit gegeben.

14.04 Uhr: Große Einbußen in der Luftfahrt

Die Luftfahrt befürchtet große Einbußen, wenn es zu einer noch monatelangen europaweiten Epidemie kommen sollte. Immer mehr Airlines müssen ihre Ergebnisprognosen revidieren.

Der internationale Airline-Verband IATA warnte noch vor der starken Ausbreitung in Italien, die Nachfrage werde in diesem Jahr um 0,6 Prozent sinken statt wie zuvor angenommen um knapp 5 Prozent wachsen. Airlines in der Region Asien-Pazifik müssten knapp 26 Milliarden Euro weniger Umsatz befürchten, alle anderen rund 1,5 Milliarden Dollar.

Die Lufthansa hat wegen der Flugausfälle durch die Coronavirus-Epidemie ein Sparpaket beschlossen, das auch für die Töchter Austrian Airlines (AUA) und Swiss gilt. Bei der Kernmarke Lufthansa werden Neueinstellungen ausgesetzt oder verschoben, wie der Konzern am Mittwoch mitteilte. Auch durch unbezahlten Urlaub oder Teilzeit sollen Personalkosten gesenkt werden. Lehrgänge für neue Mitarbeiter an Bord wurden abgesagt.

Die AUA schickt bis zur 200 Mitarbeiter nach Hause.

13.01 Uhr: Kurioser Streit um Kurzarbeit für Reisebüros

Ein skurriler Streit ist um die von der Wirtschaftskammer gewünschte Kurzarbeit in Reisebüros entbrannt. Diese bereitet wegen des Ausbruchs des Coronavirus Kurzarbeit in Reisebüros vor. Der zuständige Fachverband sei dazu in Gesprächen mit der Gewerkschaft GPA-djp, sagte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.

Vor den Kopf gestoßen fühlen sich zwei große Reisebüroketten und Reiseveranstalter, die TUI und das Verkehrsbüro: TUI, der größte Reiseveranstalter der Landes, ist ob des Wirtschaftskammervorstoßes zur Kurzarbeit in Reisebüros ziemlich verdutzt. Wie TUI ist auch Österreichs größter Tourismuskonzern, das Verkehrsbüro, "sehr erstaunt" über die Ansage der Wirtschaftskammer, in den heimischen Reisebüros wegen des Coronavirus Kurzarbeitsmaßnahmen vorzubereiten. "Wir verstehen diesen Vorstoß nicht, bei uns ist das definitiv kein Thema", sagte Sprecherin Andrea Hansa. Man sehe für Kurzarbeit keinerlei Grundlage.

12.45: Handel meldet höhere Nachfrage, aber keine Hamsterkäufe

Vor allem in Grenzregionen decken sich Menschen vermehrt mit Nudeln, Reis und Konserven ein. Engpässe gibt es auch bei Mundschutzmasken. Von Hamsterkäufen könne aber noch keine Rede sein, trotzdem erkenne wir in den letzten Tagen eine erhöhte Nachfrage heißt es etwa bei Lidl. Ähnliche Rückmeldungen gab es auch von Spar und Rewe - vermehrte Nachfrage in grenznahen Filialen, aber keine Hamsterkäufe.

Bei der Drogeriekette dm sei der Verkauf von Handdesinfektionsprodukten und Mundschutzmasken zuletzt spürbar gestiegen. "Aktuell ist die Nachfrage nach Mundschutzmasken sehr groß, sodass diese nicht mehr in allen Filialen lagernd sind. Wir erwarten in den kommenden Tagen eine neue Lieferung, um etwaige Engpässe wieder auszugleichen", sagte dm-Geschäftsführerin Petra Gruber.

In vielen Geschäften sind Desinfektionsmittel ausverkauft.

Alle Händler betonten, für einen etwaigen Ansturm gerüstet zu sein und auf eine höhere Nachfrage reagieren zu können. Aktuell würden Gespräche mit Lieferanten und auch mit den zuständigen Behörden intensiviert.

12.32: Gratisumbuchungen für Italienreisende

Zwei große heimische Reiseveranstalter bieten Gratis-Umbuchungen für Italienreisende an. Hier lesen Sie mehr.

11.33 Uhr: Sorgen in der Industrie werden größer

In der heimischen Industrie werden die Sorgen um die Auswirkungen des Coronavirus langsam größer. "Der aktuelle Geschäftsgang der heimischen Industrie zeigt zwar bislang keine negativen Einflüsse durch den Ausbruch von Covid-19, das Vertrauen in einen nachhaltigen Aufschwung scheint jedoch nicht mehr gegeben zu sein", sagte Walter Pudschedl, Ökonom der UniCredit Bank Austria.

Längere Lieferzeiten - normalerweise Zeichen für eine langsame Anpassung an eine deutlich gestiegene Nachfrage - seien Ausdruck der "Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten infolge wirtschaftlicher Probleme durch die Verbreitung des Coronavirus" sei, so die Bank Austria-Ökonomen.

11.14 Uhr: Deutsche Wirtschaft stagniert nahezu

Die deutsche Wirtschaft dürfte dem DIW-Institut zufolge auch wegen der Ausbreitung des Coronavirus im ersten Quartal nahezu stagnieren. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) werde voraussichtlich nur "um ein knappes Zehntel gegenüber dem vorangegangenen Vierteljahr zulegen", geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor.

Die Coronavirus-Epidemie störe Lieferketten und könne das Ausgabeverhalten privater Akteure vielerorts vorübergehend empfindlich dämpfen. "Bisher ist der Corona-Effekt aber unklar und nicht zu beziffern", sagte DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen. "Fest steht nur: Die exportabhängige deutsche Industrie wäre bei einer anhaltenden weltweiten Ausbreitung des Virus besonders betroffen – etwa, wenn es zu Lieferengpässen bei aus China bezogenen Vorleistungsprodukten kommt."

11.03 Uhr: Ein gutes Dutzend Flieger bleibt am Boden

Die AUA schickt wegen des Coronavirus Mitarbeiter nach Hause. Weil wegen des Stopps der China-Flüge zwei der 12 Langstreckenjets am Boden stehen, haben rund 150 bis 200 Mitarbeiter keine Arbeit. Ihnen wird unbezahlter Urlaub, Blockteilzeit und Bildungskarenz angeboten, sagte AUA-Chef Alexis von Hoensbroech.

Bei der AUA wird der letzte derzeit laufende Flugbegleiter-Basiskurs abgebrochen und bei den 18 Teilnehmer das Arbeitsverhältnis im Probemonat aufgelöst. Der Sparstift trifft krisenbedingt aktuell auch die Verwaltung. Rein rechnerisch stehen zurzeit 13 Langstreckenflugzeuge der Lufthansa Group am Boden.

10.50 Uhr: EZB könnte Strafzinsen weiter verschärfen

Investoren am Geldmarkt halten wegen des sich ausbreitenden Coronavirus heuer eine Zinssenkung der EZB inzwischen für eine ausgemachte Sache. Wie aus den Kursen am Mittwoch hervorging, rechnen Anleger inzwischen zu 100 Prozent damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bis Dezember ihre Strafzinsen für Banken weiter verschärft.

Erwartet wird, dass die Währungshüter bis dahin ihren Einlagenzins von derzeit minus 0,5 Prozent auf minus 0,6 Prozent weiter herabsetzt. Ein negativer Satz bedeutet, dass Geschäftsbanken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank parken.

© AP

10.20 Uhr: Kurzarbeit in heimischen Reisebüros?

Die Wirtschaftskammer bereitet wegen des Ausbruchs des CoronavirusKurzarbeit in Reisebüros vor. Der zuständige Fachverband sei dazu in Gesprächen mit der Gewerkschaft. Das Geschäft der Reisebüros mit österreichweit rund 10.000 Mitarbeiter sei "nahezu zum Erliegen gekommen", Buchungen "dramatisch eingebrochen".

10.15 Uhr: Enorme Auswirkungen auf die italienische Wirtschaft

Weite Teile des Wirtschaftsmotors Lombardei und Venetien stehen still. Aber es gibt auch Gewinner der Krise. Lesen Sie hier mehr zu den Folgen für Italiens Wirtschaft.

Aber auch die heimische Wirtschaft hat mit dem Coronavirus-Ausbruch in Italien zu kämpfen. Hier lesen Sie mehr dazu.

10.00 Uhr: China ordnet Desinfizierung von Banknoten an

In China sollen Banknoten desinfiziert werden, um Neuansteckungen zu unterbinden. Der Zeitung "China Securities Journal" zufolge wurden entsprechende Vorgaben von der Finanzaufsicht CBIRC verbreitet. Demnach ist ferner vorgesehen, dass Banken auch ihre Schalter und andere von Kunden häufig besuchte Orte häufiger zu desinfizieren.

9.45 Uhr: Weitere Verluste an der Wiener Börse

Der Wiener Aktienmarkt hat den Handel am Mittwoch mit klar schwächerer Tendenz begonnen. Der heimische Leitindex ATX notierte um 9.15 Uhr bei 2.928,64 Zählern um 41,62 Punkte oder 1,40 Prozent unter dem Dienstag-Schluss.

9.30 Uhr: Massive Folgen für asiatische Börsen

Die Angst vor einer globalen Ausbreitung des Coronavirus mit massiven Folgen für die Weltwirtschaft drückt weiter auf die Kurse an den asiatischen Börsen. In Japan fiel der Nikkei-Index am Mittwoch um 0,8 Prozent auf 22.426 Punkte und damit auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Monaten. Schnäppchenjäger verhinderten noch höhere Kursverluste.

9.25 Uhr: Mögliche Absage der Olympischen Spiele?

Anleger machten sich verstärkt Sorgen, dass die Olympischen Spiele in Tokio wegen des Virus abgesagt werden könnten. Nachdem die US-Gesundheitsbehörden vor einem Ausbruch in den Vereinigten Staaten warnten, hatte zuvor bereits die Wall Street den vierten Tag in Folge Verluste verbucht.

9.20 Uhr: Weitere Verluste in Shanghai

Die Börse in Shanghai gab 0,8 Prozent nach. Der Index der wichtigsten Unternehmen in Shanghai und Shenzen büßte 1,2 Prozent ein. In Südkorea gab der Index nach einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen 1,3 Prozent nach. Der MSCI-Index für asiatische Aktien außerhalb Japans trat auf der Stelle.

9.15 Uhr: Experte warnt vor krassen Folgen für Europa

Der Präsident der Europäischen Handelskammer in China, Jörg Wuttke, hält die wirtschaftlichen Folgen durch den neuartigen Coronavirus für "weit krasser als die meisten vermuten". "Mich erreichen Hilfeschreie aus allen Ecken", sagte Wuttke der Zeitung "Die Welt" vom Mittwoch. Viele in China tätige mittelständische Unternehmen trieben bereits auf den Bankrott zu.

Zahlreiche dieser Firmen hätten seit Wochen keine Einnahmen mehr. "Für große Konzerne ist das meist kein Problem", sagte Wuttke. "Aber viele Mittelständler kommen schon jetzt in die Bredouille."

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Bisher unterschätzt werden demnach auch die Folgen für die Versorgung in Deutschland. Allein die großen Reedereien Cosco und Maersk hätten in den vergangenen vier Wochen jeweils 70 Containerschiffe nicht auslaufen lassen.

Da die Schiffe sechs Wochen unterwegs seien, kämen derzeit zwar immer noch Schiffe aus China an, "schon bald werden aber sehr viel weniger ankommen, dann werden in Europa etliche Produkte knapp werden", sagte der Handelskammer-Chef. Dies dürfte ab März besonders die Pharmabranche treffen, aber auch andere Bereiche.