Die Wirtschaftskammer bereitet wegen des Ausbruchs des Coronavirus Kurzarbeit in Reisebüros vor. Der zuständige Fachverband sei dazu in Gesprächen mit der Gewerkschaft GPA-djp, sagte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf am Mittwoch. Das Geschäft der Reisebüros mit österreichweit rund 10.000 Mitarbeitern sei "nahezu zum Erliegen gekommen", Buchungen "dramatisch eingebrochen".

Kurzarbeit als Instrument einer Krise brauche gegenseitiges Einvernehmen, auch mit dem AMS. Man kläre derzeit, ob es sich auch für kleinere Betriebe eignet, erklärte der WKÖ-Arbeitsrechtsexperte Rolf Gleißner. Wenn das geregelt sei, könne die Kurzarbeit in ein oder zwei Wochen umgesetzt werden, sagte Kopf. Ob Kurzarbeit wegen des Coronavirus auch in anderen Branche Thema sei? "Derzeit nicht", so Kopf. Durch den Ausbruch in Italien sei das wesentlich komplexer geworden, vor allem im Tourismus. Die Gewerkschaft steht Kurzarbeit aufgeschlossen gegenüber.

TUI und Verkehrsbüro erstaunt

Vor den Kopf gestoßen fühlen sich zwei große Reisebüroketten und Reiseveranstalter, die TUI und das Verkehrsbüro: TUI, der größte Reiseveranstalter der Landes, ist ob des Wirtschaftskammervorstoßes zur Kurzarbeit in Reisebüros ziemlich verdutzt. Wie TUI ist auch Österreichs größter Tourismuskonzern, das Verkehrsbüro, "sehr erstaunt" über die Ansage der Wirtschaftskammer, in den heimischen Reisebüros wegen des Coronavirus Kurzarbeitsmaßnahmen vorzubereiten. "Wir verstehen diesen Vorstoß nicht, bei uns ist das definitiv kein Thema", sagte Sprecherin Andrea Hansa. Man sehe für Kurzarbeit keinerlei Grundlage.

Einige österreichische Reiseveranstalter haben bereits kostenlose Umbuchungen für Italienreisende angeboten. Hier lesen Sie mehr.

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Konjunkturhilfen sind noch kein Thema

Für die österreichische Wirtschaft allgemein gibt sich die Wirtschaftskammer demonstrativ gelassen. Auch die klassische Grippe sei eine Epidemie, so Kopf. Konjunkturhilfen sind für die Interessensvertretung noch kein Thema, denkbar sind für Kopf aber Garantien wie in der Finanzkrise oder nach den Russland-Sanktionen.

Es handle sich derzeit lediglich um Einzelfälle, verwies Kopf auf die zwei bestätigten Coronafälle in Innsbruck. Es gebe neben den indirekten Effekten aus China - Stichwort Lieferprobleme in Pharma, Kfz- und Elektronikindustrie - nun auch direkte Effekte im Tourismus. Kopf erwartet, dass auch der Osterreiseverkehr betroffen sein werde, zur Sommersaison könne man aber noch nicht allzu viel sagen.

Schaden über eine Milliarde Euro

Allein in Bezug auf China verwies Kopf auf Schadenschätzungen von Wirtschaftsforschern, wonach Österreich mit über einer Milliarde Euro betroffen sein könnte. "Zu Italien gibt es noch keine seriösen Schätzungen", sagte Kopf. Allein in die Lombardei exportiert Österreich so viel wie nach Russland oder Spanien, nämlich rund 2,2 Mrd. Euro im Jahr.

"Hunderte Anrufe"

Seit dieser Woche, nach dem Ausbruch in Italien, haben die Anfragen bei der Wirtschaftskammer-Hotline zum Coronavirus eine andere Dimension bekommen, so Kopf. Hätten sich die Fragen bisher um China gedreht, gebe es nun seit Montag mehrere hundert Anrufe wegen arbeitsrechtlicher Fragen, Rückkehrern von Dienstreisen, Stornierungen und auch zu Überbrückungsfinanzierungen. Die 30 häufigsten Fragen will die Kammer auch der Webseite beantworten.