Die Erkenntnis kam nicht wie ein Sprung ins kalte Wasser, sie reifte kontinuierlich. Felix Auböck, Schwimm-Weltmeister aus Österreich, will bei den Ende Juli beginnenden Olympischen Spielen in Paris ins Finale, am liebsten über seine Spezialdistanz, die 400 Meter Kraul. Qualifiziert ist er zudem über 200 und 800 Meter sowie über die 10 km Freischwimm-Strecke. Doch nach den letzten, für ihn persönlich enttäuschenden Großereignissen ohne Medaille war dem Bad Vöslauer klar: Es muss sich was ändern. Und deshalb ändert der 1,97-Meter-Hüne. Er bricht vor den Spielen seine Zelte in Loughborough/England ab und kehrt zurück nach Österreich, um sich hier den Feinschliff für die Spiele zu holen, um hier in den verbleibenden zwölf Wochen jene zwei Sekunden zu finden, die es seiner Ansicht nach braucht, um einen Finalplatz zu bekommen.

Felix Auböck | Felix Auböck in Graz in Aktion
Felix Auböck
| Felix Auböck in Graz in Aktion © GEPA pictures

„Die 400 Meter sind die Distanz, die ich am meisten mag. Aber über diese Strecke ist die Konkurrenz groß, die Zeiten werden immer schneller, die Herausforderung immer größer“, erklärt er und offenbar selbstkritisch: „Ich habe zuletzt bei den großen Wettkämpfen immer gut mitgehalten, aber in den Finalläufen ist mir das Rennen davongeschwommen, schon auf den ersten 200 Metern.“ Also tat Auböck das, was er zu seinen Stärken zählt: Er horchte in seinen Körper, der ihm sagte: Mit dem derzeitigen Training wird es die erhoffte Veränderung nicht geben. Auch Freunde, „die sich auch trauen, kritisch zu sein“, konsultierte er, sie bestätigten ihn im Befund: „Ich brauche zu Beginn zu viel Kraft und Energie, um mitzuhalten – also brauche ich jetzt viele Kilometer im höheren Tempo, um den Körper an diese Belastung zu gewöhnen, um mitzuhalten.“

Möglich gemacht werden soll das in der Südstadt und Trainer Balas Fehervari. „Natürlich ist auch Risiko dabei, wenn man so knapp vor Olympia etwas ändert“, weiß der Student der Politikwissenschaft, der gerade an seiner Dissertation arbeitet (“Die ist aber aufgeschoben, erst nach den Spielen im August werde ich für meine nächste große Prüfung in Loughborough lernen“). Und doch: „Ich kehre ja wohin zurück, wo ich schon war. Ich weiß, dass es hier funktioniert. Und ich weiß, dass ich eben auch schon Zeiten von 3:43 Minuten geschwommen bin. Insofern ist das Risiko kleiner, als wenn man wohin geht, wo man noch nichts kennt.“ Auch, wenn Auböck aufgrund dieser Entscheidung mit 27 Jahren wieder zum „Heimschläfer“ wird: „Ich werde bei meinen Eltern einziehen. Aber das hat ja in dieser begrenzten Zeit auch Vorteile, weil man mehr abgenommen bekommt als etwas in einem Hotel.“

„Ich brauche noch viele hochklassige Wettkämpfe“

Auböck steht vor seiner dritten Olympia-Teilnahme, wird vier Bewerbe absolvieren. Und dem will er alles unterordnen. Im Bewusstsein, „dass ich danach mit Sicherheit eine längere Pause einlegen werde“. Das ist aber Zukunftsmusik, daran will er jetzt keinen Gedanken verschwenden. Aktuell geht es darum, das Tempo anzuziehen, noch möglichst „viele, hochklassige Wettkämpfe“ zu schwimmen, sprich: Alle drei, vier Wochen einen scharfen Test einzulegen. So, wie die Schwimm-Europameisterschaften im Juni in Belgrad. Oder das aktuelle ATUS-Meeting in Graz, bei dem Auböck bis heute engagiert ist. „In Graz waren in letzter Zeit alle wichtigen Wettkämpfe, wenn es sie in Österreich gab“, lobt Auböck bei dieser Gelegenheit.

Was er in den Jahren im Ausland – von Österreich ging es nach Berlin, dann weiter nach Austin/Texas und dann nach England – mitgenommen hat? „Woanders kochen sie auch nur mit Wasser. Aber: Wenn du bei uns mit 15, 16 Jahren gut wird, bist du der Star. In meinen Trainingsgruppen war ich auch nur einer von vielen. Da kannst du anders arbeiten.“ So, wie auch in Österreich anders gearbeitet werden kann, die Spitze ist breiter geworden. Auböck: „Es ist leichter, wenn nicht der ganze Druck auf einer Person lastet, wenn es mehrere gibt, die imstande sind, vorne mitzuschwimmen.“ Das will er nun auch wieder selbst tun, denn: „Ich bin auf hohem Niveau, ich kam in die Finalläufe. Aber ich erwarte mehr für mich.“ Am liebsten in Paris. Und dann wird wohl die Hochzeit auf dem Plan stehen. Seiner Freundin Catie DeLoof hat er vor knapp vier Monaten einen Heiratsantrag gemacht.