Am letzten Spieltag wurde das Ticket für die Meistergruppe gelöst. Wie groß ist die Erleichterung?
MICHAEL LIENDL: Schon groß natürlich. Es war unser Ziel, das zu erreichen und wir haben es unnötigerweise noch spannend gemacht. Wir sind alle sehr froh, dass uns die Qualifikation zum dritten Mal hintereinander gelungen ist und ich denke auch, dass es absolut verdient ist.

Gegen die Austria ist man in Rückstand geraten. Wie sehr hat man dann doch noch gezittert?
Vor dem Spiel hatten wir keine großen Zweifel. Wir wussten, dass wir gut genug sind und waren auch überzeugt davon, dass wir das schaffen. Ein 0:1 so wegzustecken und zu drehen, zeigt, dass das Selbstvertrauen und auch das Selbstverständnis wieder hoch sind und die Mannschaft da ist, wenn es drauf ankommt.

Derzeit liegt der WAC auf Platz fünf. Wie weit kann man nach der Punkteteilung nach oben schauen? Der Vizemeister ist sechs Punkte entfernt. 
Das ist sicher nicht zu hoch gegriffen. Es kommen zehn Endspiele auf uns zu. Wir können gegen jeden gewinnen, aber auch verlieren. Wenn es möglich ist, den zweiten Platz zu erringen, warum sollte man das dann nicht in Angriff nehmen? Allerdings immer mit dem Wissen, dass es sehr, sehr schwer wird.

In drei Spielen unter Trainer Roman Stary sind 20 Tore gefallen. Ist das der neue WAC mit einer Tendenz zum Hurra-Fußball?
Neuer WAC würde ich nicht sagen. Es ist aber schon unser Spiel, dass wir uns nach vorne ausrichten. Das haben wir mit zwölf Toren auch unter Beweis gestellt. Acht Gegentore sind aber natürlich zu viel.

Es ist wahrscheinlich noch untertrieben, wenn man den bisherigen Saisonverlauf als turbulent bezeichnet. Wie fällt die Bilanz aus?
Es ist schon sehr viel passiert bei uns, positiv wie negativ. Trotzdem haben alle im Verein einen richtig guten Job gemacht. Sonst wären wir auch nicht in der Meistergruppe. In den letzten Wochen hat schon wieder viel ineinander gegriffen.

Kommen wir zur Causa Feldhofer: Was ist da wirklich zwischen ihnen beiden passiert?
Ich weiß nicht, wie groß das Thema wirklich noch ist. Es ist schon sehr viel geschrieben und gesprochen wurden, was so einfach nicht stimmt. Ungereimtheiten oder Meinungsverschiedenheiten sind auch im Fußball ganz normal. Am Ende habe aber nicht ich eine Entscheidung getroffen, sondern die Vereinsführung.

Hätte man das, im Nachhinein betrachtet, nicht vielleicht anders lösen können?
Ich habe immer wieder Gespräche mit dem Trainer gehabt. Im Nachhinein gib es immer Dinge, die man besser hätte machen können. Der Fußball ist aber sehr schnelllebig, da kann man nicht immer alles vorhersehen. Irgendwann muss eine Entscheidung getroffen und der Verein hat sich entschieden, einen anderen Weg zu gehen.

Sie stehen jetzt als ein Spieler da, der seinen Trainer aus dem Verein gejagt hat.
Ich kann das für mich schon sehr gut einordnen. Fakt ist, dass das so einfach nicht der Fall war. Ich bin ein Spieler, der seine Meinung  kundtut, das ist kein Geheimnis. So wie es am Ende gelaufen ist, dass ich trotz guter Leistungen nicht mehr gespielt habe, damit hat man als Spieler natürlich keine Freude. Es ist aber sehr weit hergeholt, dass ein Spieler einen Trainer entlassen kann. So etwas gibt es in keinen Verein, das ist ja utopisch. Jeder, der sich mit Fußball beschäftigt, der weiß das auch.

Was wurde falsch dargestellt?
Im Fußball ist es eben so, dass Spieler oder Trainer kommen und gehen. Darüber muss man nicht ewig lange diskutieren. Es ist aber schon verwegen, dass teilweise behauptet wurde, wir Spieler hätten das Training einfach verlassen. Das Training beendet der Trainer und sonst niemand. Jene Spieler, die für das Cup-Halbfinale gegen den LASK nicht im Kader waren, sind dann in die Kabine gegangen. Das war auch so angeordnet. Eine Erklärung hat es dafür nie gegeben. Wir haben gefragt, aber keine Antwort bekommen.

Roman Stary hat als Interimscoach übernommen. Wäre er auch über die Saison hinaus die beste Lösung?
Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich weiß nicht, wie Roman oder der Verein planen. Fakt ist aber, dass er das sehr gut macht und wir sehr guten Fußball unter ihm spielen.

Die Meistergruppe ist fixiert. Wann kann man das auch über Ihren neuen Vertrag sagen?
Das weiß ich nicht. Rund um die Situation mit Feldhofer gab es andere Baustellen. Mit dem Präsidenten habe ich aber schon ein sehr gutes Gespräch geführt.