In zehn Tagen beendet Österreich weite Teile seiner Corona-Maßnahmen: Ab 19. Mai dürfen Lokale, Hotels, Sport- und Kulturstätten wieder aufsperren, die Schulen nehmen den vollen Präsenzbetrieb wieder auf, auch Veranstaltungen werden in beschränktem Ausmaß wieder erlaubt.

Ob und wie lange das hält, wird großteils von der Entwicklung der Corona-Epidemiezahlen abhängen - und an dieser Front schaut es derzeit gut aus: Die Sieben-Tages-Inzidenz je 100.000 Einwohner sank am Samstag von 112 auf 107,5. Auch die Zahl der aktiv Erkrankten ging um 894 Fälle auf 17.718 zurück.

Auch bei den Impfungen geht es deutlich aufwärts: Mittlerweile haben mehr als 2,6 Millionen Österreicher zumindest die erste Impfung erhalten. Mit Niederösterreich und Vorarlberg haben zudem bereits zwei Länder die Terminanmeldung für die gesamte Bevölkerung ab 16 Jahren freigeschaltet, damit bald alle einen fixen Termin haben.

Kurz: "Österreichischer Weg hat sich bewährt"

Für Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein Grund, die österreichische Corona-Strategie zu loben: „Der österreichische Weg, auf massives Testen und regionale Differenzierung statt auf pauschale Lockdowns zu setzen, hat sich bewährt. Die Zahlen sinken weiter kontinuierlich und die Situation entspannt sich von Tag zu Tag, dazu trägt auch der Impfturbo der letzten Wochen wesentlich bei.“

Im internationalen Vergleich habe Österreich die dritte Welle "deutlich besser gemeistert als die meisten anderen Länder", heißt es in einer Aussendung des Bundeskanzleramts. Zum Vergleich werden darin Länder genannt, die einen noch extremeren Anstieg der 7-Tages-Inzidenz zu verzeichnen hatten, darunter Irland, Portugal oder Tschechien.

Weniger prominent erwähnt wird, dass etwa die Schweiz in den vergangenen Wochen einen deutlich günstigeren Verlauf genommen und sich das Virus in Deutschland auf einem weit niedrigeren Niveau ausgebreitet hat (allerdings, wie es aus Kurz' Büro heißt, sei ja "der Großteil von Deutschland seit Anfang Jänner im Lockdown, während in Österreich seit 8. Februar in 6 von 9 Bundesländern Handel und Dienstleistungen geöffnet sind."). Erst in den vergangenen Tagen hat Österreich hier gleichgezogen:

Insgesamt hat sich Österreich bei der Entwicklung der dritten Welle seit März ziemlich genau im EU-Schnitt bewegt - erst seit Mitte April hat sich die Lage in Österreich im Vergleich besser entwickelt. Zeitmäßig würde das mit dem "Ost-Lockdown" von Niederösterreich, Wien und dem Burgenland zusammenfallen, den der ausgeschiedene Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) den Ländern Ende März abgerungen hatte.

Der Kanzler rückt in seiner Aussendung auch die vergleichsweise niedrige Zahl der corona-bedingten Todesfälle in den Vordergrund: "gemessen an der Gesamtbevölkerung hat Österreich beispielsweise geringere Werte seit Anfang 2021 als Deutschland und andere Nachbarstaaten", heißt es aus Kurz' Büro.

Das ist korrekt - seit Jahresbeginn entwickelt sich die Zahl der Todesfälle in Österreich deutlich günstiger als im EU-Schnitt; nicht unerwähnt sollte aber bleiben, dass die Todesrate in Österreich im November und Dezember katastrophal hoch gewesen war: