Der Salzburger Politologe Farid Hafez, der im Rahmen der "Operation Luxor" gegen die Muslimbrüder ins Visier der Behörden geraten ist, hat die Razzien in Zusammenhang mit den Novemberpogromen gestellt. Er kritisiert in einem Online-Beitrag für eine Initiative der Georgetown University, dass die Razzien ausgerechnet am Jahrestag der sogenannten "Kristallnacht" stattgefunden hätten. Kultusministerin Susanne Raab und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) kritisierten die Äußerungen.

Für den Politikwissenschafter geht die österreichische Regierung bereits in eine totalitäre Richtung, wie er auf der Seite der Islamophobie-Initiative schrieb - nicht nur durch die Kriminalisierung des Islam, sondern auch durch den Versuch, die Meinungsfreiheit zu verbieten. Der Vorstoß, den politischen Islam zu einer Straftat zu machen, untergrabe die Glaubwürdigkeit der Gedenkfeiern zur "Kristallnacht", schreibt der Wissenschafter.

Regierung empört

"Dieser ungeheuerliche Vergleich verharmlost die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus und setzt sie dem legitimen und notwendigen Kampf gegen den Extremismus gleich", meinte Raab in einer Stellungnahme gegenüber der APA. Für Nehammer ist die Gleichstellung des Novemberpogroms "mit dem legitimen und entschlossenen Auftreten gegen den radikalen politischen Islam" nicht nur völlig geschmacklos, "sondern vielmehr Ausdruck einer antidemokratischen Haltung".

Auch der muslimische Theologe Mouhanad Khorchide zeigte sich in der ÖVP-Tageszeitung "Neuen Volksblatt" entsetzt: "Wie kann man den Beginn der Ermordung von Millionen Juden mit einer Razzia gleichsetzen?"

"Keine radikalen Positionen"

Der Leiter des Fachbereichs für Politikwissenschaft und Soziologie an der Universität Salzburg, Reinhard Heinisch, sagte dem ORF dazu nach Bekanntwerden der Razzia vor zehn Tagen: Die Projektarbeit des Politologen sei auf drei Jahre angelegt und soll bis 2021 laufen. Der Oberösterreicher Farid Hafez lehre und forsche zum Islam. Der Kollege sei nie unangenehm aufgefallen, habe im Gegenteil immer „vernünftig und verständnisvoll“ gewirkt, habe auch nie radikale Positionen vertreten. Hafez könne sich nicht vorstellen, warum die Staatsanwaltschaft Graz gegen ihn ermittle.

Heinisch betonte, der Forscher mit dem Schwerpunkt „Islamophobie“ habe Studienaufenthalte in den USA absolviert und Angebote aus der Türkei abgelehnt. Seit dem Vorjahr sei der Politologe an der Uni Salzburg habilitiert.

Zwist mit der ÖVP

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die erbitterte Auseinandersetzung zwischen dem Politologen, der als ständiger Kritiker der Bundesregierung auftritt, und der ÖVP. Farid Hafez profilierte sich mit wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Islamophobie, also islamfeindlichen und diskriminierenden Verhaltens. Immer wieder warf er dabei einzelnen Politikern in Zusammenhang mit dem Islam-Gesetz und der Debatte über das Kopftuchverbot etwa Rassismus und Sexismus vor.

Von seinen Gegnern wird Hafez vorgeworfen, dass er unter die Berufung auf vermeintliche Islamfeindlichkeit jegliche Kritik am Islam, insbesondere am politischen Islam, unterbinde. In die Kritik geraten war der Politologe zuletzt auch dadurch, dass ihm eine Nähe zum politischen Islam der Muslimbrüder und des türkischen Präsidenten Erdogan nachgesagt wurde. Anlass dafür bot eine Publikation zum Thema Islamfeindlichkeit, deren Mitherausgeber, eine Stiftung, enge Verbindungen zur türkischen Regierungspartei AKP haben.