Hier haben Sie es zuerst gelesen, jetzt ist es tatsächlich passiert: Claudio Kovatsch, der Bürgermeister von Grado, wurde nach nicht einmal zwei Jahren von "Parteifreunden" gestürzt; zuletzt wirkte er wie eine Katze, die verzweifelt versucht, sich an einer gläsernen Tür festzuklammern. Wie geht es jetzt weiter? Ein Verwaltungsbeamter aus der Region übernimmt den Job bis zu den Neuwahlen im Frühjahr. Und hinter den Kulissen wird bereits ordentlich geschachert, wer sich zur Wahl stellen lässt und die lukrative Nachfolge antritt.

Ja, ist das denn zu glauben? Müssen wir alle nach Grado ziehen, um auf einen Schlag reich zu werden? Denn schon wieder hat ein anonymer Spieler in der Trafik Cibin direkt neben unserer geliebten Enoteca da Pino das große Los gezogen und 100.000 Euro Gewinn eingestrichen. Das ist in diesem Jahr schon der vierte große Coup: Im Juli hat ein anonymer Glückspilz dort beim Lotto mit fünf Richtigen beim Spiel "6 aus 90" 128.000 Euro gewonnen. Abzüglich der Steuern blieben ihm immer noch ordentliche 102.700 Euro. Und im Frühjahr wurden bei Cibin einmal 50.000 und einmal 23.000 Euro gewonnen. Italiener sind abergläubisch und glauben fest an Glücksorte; Fotokopien der Gewinnlose hängen stolz direkt am Eingang. Während ich diese Zeilen schreibe (in Pinos Enoteca, wie es sein muss), diskutieren die Gäste am Nebentisch bei einem Glas Wein über den Geldsegen. Natürlich ändern weder 50.000 Euro noch 100.000 Euro wirklich und grundlegend das Leben. Aber, na ja – ein bisschen schon, gerade in Italien, wo das ja noch richtige Summen sind, mit denen man beispielsweise die letzten Raten der Eigentumswohnung abbezahlen kann.

Schirmpinien sind meine Lieblingsbäume. Man ist sofort im Urlaub, wenn man sie erblickt. Doch jetzt müssen 52 Prachtexemplare auf der Isola della Schiusa gefällt werden. Die sogenannten Flachwurzler eignen sich zwar als Schattenspender etwa auf Campingplätzen, aber eben nicht als Begleiter am Straßenrand. Die Wurzeln haben den Asphalt inzwischen dermaßen aufgewellt, dass es dir selbst auf dem Fahrrad die Plomben aus den Zähnen haut, und die Kleinsten müssen im Kinderwagen festgeschnallt werden. Natürlich sollen neue, geeignetere Bäume gepflanzt werden, die brav in die Tiefe wurzeln. Aber welche Baumart kann schon mit den prächtigen Pinien und ihren Kronen mithalten? Und: Es regt sich Widerstand. Der örtliche Tourismusverband ist dagegen und fordert "andere Lösungen", statt völlig gesunde Bäume zu fällen. Und auf Facebook schreibt einer, dass die Wurzeln doch ganz natürliche Verkehrsberuhiger seien; überall sonst müssten teure Schweller installiert werden, um allzu flotte Fiats auszubremsen.