Grado hat ein Kriminalitätsproblem. Was ist es: Gewalt, Rauschgift, Vandalismus? Nein, Muscheln. Zwei Gradeser wurden angezeigt, weil die Küstenwache in ihrem Boot 75 Kilo Venusmuscheln gefunden hat, eine beachtliche Ausbeute. Bloß waren sie keine lizensierten Fischer und hätten nur für den Eigenbedarf – maximal fünf Kilo – auf Raubzug gehen dürfen. Die Muscheln wollten sie schwarz an Restaurants verkaufen. Nun müssen sie je 4000 Euro Strafe zahlen.

Letzte Woche wurde am Hauptstrand ein drei Meter langer Delfin angeschwemmt. Leider war er schon ganz schön tot, und man entnahm Gewebeproben, die derzeit an der Uni Padua untersucht werden. Die obere Adria wirkt immer so flach und beschaulich, und man könnte glauben, dass sich dorthin nur ein paar Krebse und Seezungen verirren, aber vergessen wir nicht, dass es in Grado noch bis ins Jahr 1992 eine Fabrik für Thunfischkonserven gab – übrigens damals der größte Arbeitgeber der Insel – denn etwas weiter draußen tummeln sich Exemplare von zwei bis drei Metern Größe und auch Delfine sind verbreitet. Und diese Zeitung meldete ja vor ein paar Tagen einen regelrechten Delfinbabyboom vor der kroatischen Küste.

Gerade fand das Perdòn di Barbana statt, die feierliche Schiffsprozession zum Inselkloster. Seit 1237 wird das Perdòn immer am ersten Julisonntag zelebriert und dürfte damit eine der ältesten durchgängigen Veranstaltungen dieser Art weltweit sein. Sogar in Kriegszeiten fuhr man durch die Lagune (allerdings mit stark reduzierter Flotte), und nur einmal, im Jahr 1934, musste das Perdòn wegen eines heftigen Unwetters auf den folgenden Sonntag verschoben werden. Unter den 400 extra angereisten Pilgern erhob sich, so die Chronisten, ein Heulen und Wehklagen – vor allem, weil nur eine Stunde später die Sonne hervorkam und es noch ein prächtiger Tag wurde. Und ein gutes Omen für die kommenden Jahre war die Verschiebung ja auch nicht gerade.

Unter uns: Das wirklich Wichtige am Perdòn ist der Abend davor. Am "Sabo Grando" wird bis in die Nacht gesungen und gefeiert, und wer genau hinschaut, sieht am Morgen bei der Prozession jede Menge kleiner, müder Äuglein.