Heiße Neuigkeiten: Wird es in Grado bald ein Francesco-Giuseppe-Festival geben? Kaiser Franz Joseph ist hier hoch angesehen, in so mancher Trattoria (und auch in der Küche meines italienischen Schwiegervaters) hängt ein Porträt von ihm. Das ist einerseits natürlich die Verklärung der guten alten Zeit, andererseits ging es Grado unter österreichischer Herrschaft tatsächlich bestens; der Aufstieg zum noblen Kurort der Wiener Adelsfamilien brachte der einst bettelarmen Fischerinsel einen mächtigen Schub. "Grado war unter Venedigs Herrschaft die Schmuddelecke, unter Österreich die Perle der Adria", formulierte es ein Historiker.

Hintergrund: In sieben Jahren wird des Kaisers 200. Geburtstag gefeiert, und dann auch noch am 18. August, gewissermaßen zum Saisonhöhepunkt. Das wäre doch ein schöner Anlass für ein Festival? Derzeit werden Ideen gesammelt. Ich bin mir sicher: Es wird auch einen Ähnlichkeitswettbewerb geben. Daher sollten wir uns schon mal die imperialen Backenbärte wachsen lassen.

Die Möwen werden unterdessen immer dreister, und die Gradeser Tauben glauben inzwischen auch, sie seien auf dem Markusplatz von Venedig und können sich alles erlauben. Möwen residieren besonders gern auf Bootsmasten, sonstigen Deckaufbauten und Abdeckplanen, und die bedauernswerten Bootsbesitzer müssen einmal pro Woche gründlich reinigen, während Taubendreck insbesondere den Denkmälern schadet, denn – wer weiß es nicht? – Tauben sind äußerst kulturinteressiert und lassen sich bevorzugt auf Statuen nieder. Das Füttern aller Vögel soll künftig unter Strafe gestellt werden, übrigens sogar auch auf privaten Grundstücken. Zudem sollen den Tauben "Antifecondativi" verabreicht werden, also Anti-Küken-Pillen. Angeblich hätte diese Behandlung, die schon 2022 durchgeführt wurde, eine Reduktion der Tauben um 20 Prozent bewirkt.

Aber was ist mit den Möwen? Sind sie wirklich aufdringlicher geworden? "Das Eis haben sie uns schon vor dreißig Jahren geklaut", meint der Strandnachbar. Ein alter Fischer dagegen präsentiert uns seine Theorie: Früher, als es noch mehr als fünfzig Fischerboote gab, sind die Möwen zu Tausenden im Kielwasser geflogen. Nun gibt es nur noch ein Dutzend Boote, und die Möwen suchen sich eben andere Futterquellen – in offen gelassenen Mülleimern, auf allzu exponierten Bistrotischen oder bei eisschleckenden Kindern.