Nach der spektakulären Flucht von Joaquín "El Chapo" Guzman aus einem Hochsicherheitsgefängnis in Mexiko fahnden Tausende Polizisten im ganzen Land nach dem mächtigen Drogenboss. 8.200 Bundespolizisten seien in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, teilte das Innenministerium am Mittwochabend (Ortszeit) mit.

Guzman war am Samstag durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel aus der Haftanstalt geflohen. Für den aufwendigen, sehr professionell anmutenden Bau muss der Kartellkönig sowohl innerhalb als auch außerhalb des Gefängnisses Helfer gehabt haben. "El Chapo" war schon 2001 aus einem anderen Hochsicherheitsgefängnis getürmt - damals versteckt in einem Wäschewagen.

48 Spürhunde im Einsatz

In konzentrischen Kreisen suchten nach Angaben des Innenministeriums 1.250 Beamte rund um das Gefängnis El Altiplano im zentral gelegenen Bundesstaat Mexico gezielt nach dem Chef des Sinaloa-Kartells. Unterstützt werden sie von mehr als 180 Angehörigen einer Spezialeinheit der Gendarmerie. Auch 48 Spürhunde waren im Einsatz.

Die Sicherheitskräfte errichteten an Landstraßen und Autobahnen insgesamt 101 Kontrollposten und verteilten mehr als 100.000 Steckbriefe des Flüchtigen an Mautstationen. An allen Airports des Landes wurden Privatflüge besonders streng kontrolliert. "Die Bundespolizei arbeitet bei der Suche und Ortung von Guzman in enger Abstimmung mit den lokalen Sicherheitskräften zusammen", erklärte das Innenministerium in Mexiko-Stadt.

"Rote Notiz"

Unterdessen veröffentlichte die internationale Polizeiorganisation Interpol erneut eine sogenannte Rote Notiz. Damit ist "El Chapo" in allen 190 Mitgliedsstaaten zur Festnahme und Auslieferung ausgeschrieben. Nach Einschätzung von Sicherheitsexperten sind die ersten Tage nach dem Ausbruch entscheidend, um Guzman erneut zu fassen. Sollte er es erst einmal in seine Heimatregion im Hochland des Bundesstaats Sinaloa oder ins Ausland schaffen, könnte er für immer verschwunden bleiben, warnten sie.