Osram steht eine schwierige außerordentliche Hauptversammlung bevor. Absegnen sollen die Aktionäre am Dienstag ab 10 Uhr den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag mit dem Mehrheitseigentümer, der steirischen ams AG, der das Ende der Eigenständigkeit des Münchener Lichttechnikkonzerns Osram besiegelt. Zwar gilt die Zustimmung angesichts des vom österreichischen Sensorspezialisten gehaltenen Anteils als sicher, doch die Osram-Spitze wird sich vielen Fragen stellen müssen.

In Kreisen heißt es, dass über 100 Fragen von Aktionären eingegangen sind. Viele Fragen, die bei der virtuellen HV vorgelesen werden, sollen sich mit dem Wertgutachten zum Abfindungsangebot für die verbliebenen Aktionäre befassen. Erst am Montag war das Angebot aus technischen Gründen um 89 Cent auf 45,54 Euro je Anteil erhöht worden. Grund sei, dass sich im Nachgang zum Abschluss des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags vom 22. September der der Unternehmensbewertung von Osram zugrunde liegende Basiszinssatz von 0,0 Prozent auf minus 0,1 Prozent geändert habe, hatte es dazu geheißen. Osram-Aktionäre müssen es nicht annehmen - sie können ihre Anteile auch behalten und eine garantierte Dividende erhalten.

Niederlage in Abstimmung gilt als unwahrscheinlich

ams hält laut letzten vorliegenden Informationen rund 71 Prozent an Osram. Zwar sind für den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag 75 Prozent der anwesenden Stimmen notwendig, doch erfahrungsgemäß sind bei Hauptversammlungen nie alle Stimmen präsent. Dass ams die Abstimmung verliert, gilt daher als äußerst unwahrscheinlich. Stimmt die HV dem Vertrag zu, wird er voraussichtlich in einigen Wochen gültig.

ams hat die Mehrheit an Osram nach einem langen Übernahmekrimi erst im zweiten Versuch erreicht. Im Dezember 2019 war ein Angebot der Österreicher erfolgreich. ams ist zwar kleiner als Osram, aber deutlich profitabler als der kriselnde Münchner Lichtkonzern, der zuletzt tiefrote Zahlen vorgelegt hat.