Das Erneuerbaren Ausbaugesetz, kurz EAG, lässt weiter auf sich warten. Ist das für Sie noch nachvollziehbar oder mittlerweile schon ärgerlich?
MICHAEL STRUGL: Es wäre schon gut und wichtig, wenn es vor dem Sommer kommt, es liegt ja alles auf dem Tisch. Wir brauchen die Förderkulisse und die Investitionssicherheit, wir müssen wissen, wie wir kalkulieren können. Klar ist aber auch, dass das EAG nur ein Baustein von mehreren ist, die notwendig sind, damit dann auch das Gesamtgebäude tragfähig ist.

Welche weiteren Bausteine müssen folgen?
Das Energieeffizienzgesetz ist überfällig, weil es die Richtlinie schon seit 2018 gibt, Österreich hätte also im Juni 2020 schon fertig sein müssen. Das wird aber noch schwieriger zu diskutieren sein als das EAG. Denn beim EAG wird verteilt, da geht es um Förderungen, eine neue Förderkulisse, da tut man sich in der politischen Diskussion vielleicht leichter. Beim Energieeffizienzgesetz geht’s aber ums Einsparen und ums Zahlen. Auch das Elektrizitätswirtschaftsorganisationsgesetz, Elwog, braucht eine Novelle.

Inwiefern?
Wir diskutieren die ganze Zeit darüber, wie wir 18, 19 Gigawatt an erneuerbarer Erzeugungsleistung bauen, also ungefähr eine Verdoppelung der jetzigen erneuerbaren Kapazität. Was wir weniger diskutieren, ist, wie bauen wir die Infrastruktur dazu. Wir müssen den Strom auch von den neu gebauten Anlagen wegbringen können, das Verteilnetz muss das aufnehmen können. Ich muss den Infrastrukturausbau also zeitlich synchron mitplanen, aber auch regional abgestimmt, mit entsprechender Flexibilität und Speicheroptionen. Diesen integrierten Ansatz, den sehe ich nicht, die Instrumente dafür haben wir nicht, die müsste eine Elwog-Novelle bringen.

Wie viel investiert Verbund in den nächsten Jahren?
Unser Investitionsprogramm sieht zwischen 2021 und 2023 rund 2,3 Milliarden Euro vor, inklusive Netzinvestitionen – immer abhängig von den Rahmenbedingungen. Viel Geld fließt in die großen Speicherprojekte wie Limberg III oder eben Reißeck II plus. Wir gehen schon davon aus, dass mit dem Umbau des gesamten Systems, erneuerbar, volatiler, dezentraler, erhöhter Bedarf an Flexibilität und damit auch Speichern einhergeht.

Welches Investitionsvolumen zieht die Energiewende bis 2030 insgesamt in Österreich nach sich?
Wir haben einmal berechnet, dass es um Investitionen von rund 25 Milliarden Euro in der Erzeugung und 18 Milliarden Euro im Netz gehen würde. Das hilft nicht nur auf der Klima- und Energieseite, das wäre auch ein gewaltiger konjunktureller Hebel mit sehr viel Wertschöpfung in Österreich.