Mit der Hilfe der „Schwarmintelligenz“ wollen die TU Graz und die Universität Graz ein jahrzehntealtes Rätsel lösen. In einer in den 1950er-Jahren im Osttiroler Lavant freigelegte Bischofskirche entdeckte man damals Fragmente einer Altarplatte. Bis heute ist es Archäologen nicht gelungen, die 139 Einzelteile zusammenzusetzen. Aus diesem Grund haben die Universitäten gemeinsam das Onlinepuzzlespiel „Open Reassembly“ entwickelt, bei dem Gamer ihr Glück versuchen können, die Platte selbst zusammenzubauen.

Jeder kann miträtseln

Über mehrere Monate hinweg sind die Plattenteile digitalisiert worden. Dabei wurde jedes noch so kleine Detail eingespeichert. Von Farbresten bis Oberflächenrillen. „Es gibt ganz feine Bearbeitungsspuren, die man auch in den Bildern sieht, die man, wenn man das Licht richtig hinhält, erkennen kann“, erklärt Reinhold Preiner, Projektleiter aufseiten der TU Graz. „Die können teilweise auch Aufschluss darüber geben, ob jetzt zwei benachbarte Steine, die vielleicht passen könnten, wirklich aneinander liegen können.“

Um die Steine so realistisch wie möglich darstellen zu können, sind im Spiel selbst auch einige Hilfsmittel eingebaut. Spielerinnen und Spieler können zum Beispiel den Lichteinfall verändern und die Fragmente in alle möglichen Richtungen drehen. Zusätzlich ist das Spiel für alle Interessierten zugänglich. Kostenlos und ohne Angabe persönlicher Daten kann man sich in einem Internetbrowser einloggen.

Aufgrund von Erosion ist es bis heute nicht gelungen, die Altarplatte zusammenzusetzen
Aufgrund von Erosion ist es bis heute nicht gelungen, die Altarplatte zusammenzusetzen © Open Reassembly/Stephan Karl

Wissen der Region vermitteln

Mit dem Projekt wollen die Universitäten nicht nur das archäologische Rätsel der Altarplatte lösen, sondern den Spielerinnen und Spielern ein Wissen über die Geschichte vermitteln. „Es begeistert glaube ich auch die Menschen und lädt auch ein, ein bisschen teilzuhaben am Prozess oder an solchen Fragestellungen. Was ist das überhaupt für ein Objekt?“, erzählt Preiner. „Man vermittelt vielleicht auch ein bisschen ein Wissen und vielleicht auch ein Bewusstsein für das Kulturerbe in unserer Region“.

Erst letztes Jahr ist während der Entwicklung des Spiels noch ein weiteres Fragmentstück der Platte gefunden worden. „Es ist uns sogar noch passiert, dass während der aktuellen archäologischen Grabungen in der Kirchenruine in Lavant dann ein weiterer Stein gefunden wurde, an einer ganz anderen Stelle als die übrigen Steine. Dieser Stein musste dann nachträglich digitalisiert werden“, erklärt Preiner. Bereits in den nächsten Tagen sollen erste Ergebnisse und Lösungsvorschläge vorhanden sein.