Ein Lehrer an der MS Gratwein (Bezirk Graz-Umgebung) wurde am Mittwoch mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert, das bestätigte die Bildungsdirektion Steiermark. Es liegt eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft vor. „Bis zur Aufklärung des Sachverhalts wird die Lehrperson vom Dienst freigestellt“, hieß es in einer Aussendung. Man nehme die Vorwürfe sehr ernst und arbeite eng mit den Behörden zusammen. Es gehe um den Schutz der Schülerinnen und Schüler, gleichzeitig soll es „nicht zu einer Vorverurteilung der betroffenen Lehrperson kommen“.

Schlimme Vorwürfe

Aus einer gesicherten Quelle weiß die Kleine Zeitung, dass es sich um Vorwürfe von pädophilen Handlungen handeln soll. Mehrere Schüler dürften sich gemeldet haben. Der Lehrer soll mit den Vorwürfen konfrontiert worden sein – und sie bestreiten.

Von einem Elternteil war am späten Mittwochabend wiederum zu erfahren, dass Schüler wohl Fotos bzw. Videos von sich mit sexuellen Inhalten verschickt haben sollen. Es ist unklar, inwieweit der Lehrer in diese Aktivitäten verwickelt sein soll.

Fall bei Staatsanwaltschaft

Die Sache wird nun rechtlich untersucht. Ohne den Namen der anzeigenden Person oder des Lehrers zu kennen (die aus Datenschutzgründen auch seitens der Bildungsdirektion nicht genannt werden), könne die Staatsanwaltschaft zur gegebenen Zeit keine Details nennen, sagte Sprecher Christian Kroschl am Mittwoch.

Die Bildungsdirektion meinte weiters in der Aussendung, man sei „bestrebt, einen geregelten Schulalltag zu gewährleisten und den Unterrichtsbetrieb im Interesse der Schülerinnen und Schüler möglichst unaufgeregt fortzuführen“.

Kinderschutzkonzepte kommen

Für alle Schulen in Österreich gilt bis Herbst, dass sie Kinderschutzkonzepte vorlegen müssen, um die Kinder und Jugendlichen vor Ort besser vor physischer, psychischer und sexueller Gewalt zu schützen. Auch eine Kampagne zur Bewusstseinsbildung wurde gestartet. Für Kindergärten und Krippen wird ebenso an solchen Konzepten gefeilt.

Auch Gewalt nimmt zu

Rund um steirische Schulen wurde es zuletzt mehrfach laut, da war aber immer von Gewalt an Schulen die Rede. Erst Ende April drohte ein 14-jähriger Bursche einem Mädchen vor einer Schule mit dem Umbringen, Mobbing könnte der Grund gewesen sein. In der Vorwoche wurde, wie am Dienstag berichtet, auch eine Amok-Drohung eines 15-jährigen Schülers bekannt, der dies nicht so gemeint haben will. Auch hier könnte Mobbing ein Motiv sein.

Das Land und die Bildungsdirektion sprechen von steigenden Suspendierungen von Schülerinnen und Schülern. Erst kürzlich wurde eine Koordinationsstelle für Gewalt- und Extremismusprävention gestartet. In diesem Semester wurde die Stelle bereits von 47 Schulen kontaktiert, 90 Prozent der Fälle betreffen Gewalt.

Schule nicht das erste Mal im Fokus

An der MS Gratwein gab es zuletzt ebenso Gewaltvorfälle, die von einem Schüler ausgegangen sein sollen, wie Polizeisprecher Fritz Grundnig bestätigt. Auch Eltern der Schule meldeten sich erst unlängst bei der Kleinen Zeitung, von Mobbing unter den Schülern war die Rede, mehr wagte man nicht zu sagen. Offizielle Anzeigen wegen Mobbing liegen der Polizei laut Grundnig keine vor.