Dominik Paris ist an und für sich keiner, der mit seinen Emotionen hausiert. Und aus sich heraus geht er meist nur, wenn er als Sänger in seiner Death-Metal-Band „Rise of Voltage“ grölt. Doch als er am Samstag im Ziel von Gröden abschwang, da wusste er selbst kurz nicht, wohin mit der Freude. Und so laut war es im Ziel in St. Christina seit mehr als 20 Jahren nicht mehr. 2001 hatte es durch Kristian Ghedina den letzten italienischen Abfahrtssieg auf der Saslong gegeben, der letzte Erfolg eines Südtirolers liegt noch viel weiter zurück: 1977 triumphierte Herbert Plank – damals übrigens vor Peter Wirnsberger und Franz Klammer.

Das Lächeln, das diese Fahrt und das Ergebnis in Paris‘ Gesicht zauberten, es wäre wohl rundherum gegangen, wäre das möglich gewesen. Denn was ihm der Sieg auf dieser Strecke 24 Stunden nach einem der schwärzesten Tage wert war, das ist kaum in Worte zu fassen. Im Super-G reichte es nur zu Platz 55, in der Abfahrt kämpfte der 34-Jährige seit Saisonende 2022 vergeblich um Topergebnisse. Bittere Medizin für den erfolgreichsten aktiven Abfahrer, der nun mit seinem 18. Sieg zusammen mit Stephan Eberharter die Nummer drei der ewigen Bestenliste in der Abfahrt ist.

„Mir fehlen etwas die Worte“, war „Domme“, wie er in Italien gerufen wird, selbst verwundert. „Nach 15 Jahren ist es mir endlich gelungen, in Gröden eine saubere und geschmeidige Fahrt nach unten zu bringen.“ Und das nach einer „schwierigen Saison in der Abfahrt im letzten Winter. Da ist mir kein Rennen aufgegangen, ich wusste nicht, woran es lag, wie ich weitermachen soll.“ Der zweifache Vater – Lebensgefährtin Kristina war eine der ersten Gratulantinnen, die Söhne Niko und Lio verfolgten das Rennen bei der Oma – wollte 2022 schon „nicht mehr nach Gröden zurückkommen“; zum Glück tat er es doch.

Und Paris? Drückte im Sommer den Resetknopf und merkte in der Vorbereitung, dass es wieder aufwärts ging. „Das Ziel war ein ansprechender Saisonstart. Dass mir hier vor heimischem Publikum ein derart gutes Rennen gelingt, ist natürlich sensationell.“ Und dann kam auch der Schalk wieder durch, der ihm auch als Routinier mitunter noch aus den Augen blitzt: „Auf den Sieg werden wir sicher anstoßen. Aber nicht zu lange, denn ich habe ein gewisses Alter. Da braucht man da schon lange, um sich zu erholen.“ Und dann freut er sich wohl auf Bormio. Dort feierte der Ultentaler nämlich schon sieben Siege – sechs davon in der Abfahrt. Und scheinbar hat er zeitgerecht wieder eine Mischung gefunden, die ihm auf der Abfahrt Flügel verleiht.