Marco Odermatt nahm es interessiert zur Kenntnis. Sein Namensvetter Marco Schwarz war an diesem Tag nur drei Hundertstelsekunden hinter ihm – in einer Abfahrt. Wohl der nächste „Warnschuss“ des Kärntners in die Schweizer Richtung. Denn immerhin war er in der langen Abfahrt von Gröden so nahe an den Schweizer herangefahren. Und er war damit auch bester Österreicher, wenngleich Rang neun wie schon am Donnerstag auf der kurzen Abfahrt für das ÖSV-Team alles andere als zufriedenstellend war; von Schwarz eben abgesehen. Denn der durfte durchaus angetan sein von der eigenen Leistung: im zweiten Rennen als „Abfahrer“ schon Top zehn, dazu die zweitbeste Zeit auf der Ciaslat. „Es war jedenfalls eine deutliche Steigerung“, meinte er lächelnd – um sofort zu ergänzen: „Aber da ist schon noch viel Luft nach oben.“

Abermals aber zeigte sich, dass Schwarz in der Abfahrt ein „Schnelllerner“ ist. Denn die Ciaslat-Wiese, auf der er im ersten Rennen alle Chancen vergeben hatte, funktionierte im zweiten Anlauf viel, viel besser. Diesmal kassierte er, wie praktisch alle Teamkollegen, auf den ersten 40 Sekunden im flachen Teil der Saslong die Zeit, die er auch über die Wellen der Ciaslat nicht mehr gutzumachen vermochte. „Ich kann schon noch einiges lernen, in der Abfahrt braucht man eben Erfahrung, da kann man sich auch in Richtung Linienwahl vieles abschauen“, erklärte er. Und angesprochen darauf, dass auf Odermatt nur wenig fehlte, sagte er schmunzelnd: „Ich wär eh auch lieber vor ihm gewesen.“

Für die anderen Österreicher war Gröden in der Abfahrt einmal mehr keine Reise wert. Auf den Tiefschlag der ersten Abfahrt und dem Doppelhoch im Super-G folgte die nächste Enttäuschung. „Und täglich grüßt das Murmeltier“, wäre man versucht, zu sagen. Daniel Hemetsberger schüttelte im Ziel sofort den Kopf. „Es ist leider genau das eingetreten, was ich erwartet habe, ein weiterer Katastrophentag. Ich bekomme im obersten Teil eine Sekunde – und wir wissen nicht, was wir tun sollen. Ich finde es ja selbst blöd, dass ich hier Jahr für Jahr die gleiche Geschichte erzählen muss.“ Und die lautet: Bei diesem Schnee wird der Oberösterreicher nicht warm mit der Saslong. Die brachiale Gewalt geht nach hinten los. „Jetzt aber sollten Abfahrten kommen, die mir besser liegen. In Bormio sollte es schon ,glatziger‘ sein, glatter, eisiger. Das brauche ich.“

So wie Vincent Kriechmayr. „Gröden war mit der Ausnahme des Vorjahres noch nie meine Abfahrt. Aber das ist halt auch eine schwache Ausrede, wenn man um die Weltcupkugel mitfahren will. Da muss dann jede Abfahrt deine Abfahrt sein oder man muss zumindest performen können.“ Doch genau das gelang dem 32-Jährigen auch am Samstag nicht. Obwohl er Positives bemerkte: „Der einzige Trost ist, dass ich im Training und auch im Rennen oben nicht so viel Zeit verloren habe – und dass ich diesmal weiß, wo ich die Zeit verloren habe.“ Diesmal lag der Hund, oder besser die verlorene Zeit, auf der Ciaslat-Wiese begraben. „Am Donnerstag war ich bei der Einfahrt zu verhalten, heute habe ich zu viel riskiert. Und dieser Fehler summiert sich bis ins Ziel, weil du das verlorene Tempo nicht mehr aufholen kannst.“