Die Corona-Kommission schlägt Alarm. Nach stundenlangen Beratung fordert das im Gesundheitsministerium angesiedelte Gremium in ihren Schlussfolgerungen, die der Kleinen Zeitung vorliegen, die Bundesregierung auf, "derzeit allenfalls geplante Lockerungsschritte zu überdenken." Sollte die bundesweite Inzidenz auf über 200 Fälle auf 100.000 Einwohner ansteigen, sollten die kürzlich erfolgten Lockerungen zurückgenommen und ein neuer Lockdown verkündet werden. 

Warnung vor Kollaps der Spitäler

Vor dem Hintergrund des Vormarsches der Mutation und der hohen Infektionszahl verfolgen die Experten die Lage in den Spitälern mit einer gewissen Sorge. "Die Belastung des Gesundheitssystems ist im Vergleich zur Vorwoche leicht gesunken. Die coronaspezifische Belastung der Intensivstationen lag am 24. Februar bei 12,6 Prozent, die  Prognoserechnungen sehen einen "erneute Anstiege der Auslastung von Intensivstationen auf 17 Prozent  (343 Fälle) bis zum 10. März" vor. Und dann: "Ein neuerlicher dynamischer Anstieg der inzidenten Fälle kann die Lage in den Intensivstationen zum Zusammenbruch bringen." Der angestrebte Regelbetrieb der Spitäler kann ab einer  Auslastung von etwa zehn Prozent (200 belegten Betten) wiederhergestellt werden.

Schulschließung als Ultima Ratio

Die Corona-Kommission geht davon aus, dass sich die Mutation, die erstmals in Österreich wieder die Oberhand gewonnen hat, weiter ausbreiten wird. Das Gremium fordert die Regierung auf,  "notwendigen präventiven Maßnahmen zur Kontaktreduktion sowie regelmäßige, flächendeckende Testungen zu forcieren"  und "allenfalls geplanten Lockerungsschritte zu überdenken." Bereits gesetzte Lockerungsschritte sollten "überprüft und ab einer bundesweiten 7-Tagesinzidenz von 200/100.000 Einwohner gegebenenfalls zurückgenommen" werden. "Die erneute Schließung von Bildungseinrichtungen sollte nur als Ultima Ratio in Betracht gezogen werden." Regionen mit einer Inzidenz über 200, wie etwa der Bezirk Hermagor, sollten Maßnahmen wie in Tirol ergreifen.

Mutation erstmals in der Mehrheit

Erstmals haben die Corona-Mutation in Österreich die Oberhand gewonnen. Nach Informationen der Kleinen Zeitung im Umfeld der heute tagenden Corona-Kommission haben bundesweit bereits 57 Prozent alle Corona-Fälle einen Bezug zu den hochinfektiösen Varianten. Mit Ausnahme von Tirol, wo sich die Südafrika-Variante (nach einem Begräbnis nach einem tragischen Bergunfall eines Jugendlichen im Zillertal) rasant ausgebreitet hat, hält in Österreich die britische Mutation das Geschehen in der Hand. Bekanntlich hat die Corona-Kommission vor drei Wochen ziemlich präzise diesen Trend vorhergesagt, die Modellrechner meinten, ab 22. Februar würden die Mutationen die Oberhand gewinnen.

Burgenland und Salzburg als Mutations-Hotspot

Führend bei den Mutationen sind Burgenland und Salzburg (75 Prozent), gefolgt von Niederösterreich und Oberösterreich (je 61 Prozent), Wien (57 Prozent), Kärnten (54 Prozent), Vorarlberg (51 Prozent). In der Minderheit sind die Mutationen in der Steiermark (44 Prozent) und Tirol (41 Prozent). 

Impfung wirkt im Altersheim

Zwar sind in gewissen Bereichen durchaus Fortschritte erzielt worden. So scheint sich die Lage in Tirol entspannt zu haben, auch gehen die Cluster zurück, die Schulen hat man dank der Selbsttests besser im Griff. Vor allem zeigen erstmals die Impfungen Wirkung - in den Alten- und Pflegeheimen sinken die Infektionszahlen.

Der allgemeine Trend ist allerdings besorgniserregend, Oberösterreich wird wieder von Orange auf Rot umgestellt. Somit kann man davon ausgehen, dass sich die Corona-Kommission in ihrer Empfehlung gegen Öffnungsschritte, wie sie vor allem von der Wirtschaftskammer gefordert werden, aussprechen werden.