Helmut Zilk hat am Samstagnachmittag seine letzte Reise angetreten: Vom Wiener Wahrzeichen, dem Stephansdom zum Zentralfriedhof. Drei Tage lang hatten die Trauerfeierlichkeiten in Wien für den am 24. Oktober im Alter von 81 Jahren verstorbenen, in vielen Figuren und Gestalten - als Lehrer, Journalist und jüngster Fernsehdirektor, als Minister und Wiener Bürgermeister - bekannt gewordenen Zilk gedauert. Im Stadtbild war davon so gut wie nichts zu sehen.

Aufsehen. Nur gestern abend, auf den letzten Kilometern von der Dom- und Metropolitankirche St. Stephan zum Friedhof gabs es da und dort kurzfristig Aufsehen. Weil der schwarze Bestattungswagen mit dem in eine Wiener Fahne gehüllten Sarg Zilks von einer größeren Wagenkolonne und Polizisten mit Blaulicht bis zum Tor 2 des Zentralfriedhofs eskortiert worden ist. Die allerletzten Meter zum Ehrengrab zwischen Bruno Kreisky und Anton Benya bei der Lueger-Gedächtniskirche, deren Geläut der "Großen Sterbeglocke" die Zeremonie abschloss, legten die musikalischen Schmankerln wie Glenn Millers "Moonlight Serenade" durch die Gardemusik und den militärischen Zapfenstreich bestatteten Überreste Zilks im Vierspänner zurück, gezogen von zwei weißen und zwei schwarzen Pferden.

Trauer um Zilk. "Der Tod das muss ein Wiener sein", meinte ein deutscher Fotograf im Stephansdom wie entschuldigend, nachdem ihn die Rührung übermannt hat. Auch die vollzählig versammelte Polit-Prominenz verdrückte bei der berührenden inszenierten Verabschiedung Zilks manche Träne.

Emotionen gingen hoch. Andere versuchten mit Grimassen zu verhindern, dass ihnen vor lauter Emotion das Gesicht entgleist. Am Ende des fast zweistündigen Requiems, als dann auch noch der Donauwalzer im Dom erklang, gab es für viele keine Halten mehr: Sie schluchzten zum Teil richtig hemmungslos, vor allem in den weniger einsichtigen Seitenschiffen des Doms.

Er ließ niemanden kalt. Zilk hat schon zu Lebzeiten niemand kalt gelassen. Nach seinem Tod haben ihn Trauerredner fast heilig gesprochen. "Er war der wandelnde Ombudsmann", "der Vater des modernen Wien", ein "streitbarer Geist mit Überzeugungskraft", sagte Kanzler Alfred Gusenbauer dem Verstorbenen nach. Und meinte schließlich, die ganze Umtriebigkeit des verstorbenen Altbürgermeisters, der Wien zehn Jahre lang bis 1994 regiert hat, so erklären zu können: "Er hat die Menschen geliebt".

"Ein Ausnahmepolitiker. Das dürften tausende Wiener ähnlich sehen, die sich von Zilk verabschiedet, ihre Namen ins Kondolenzbuch geschrieben, Kerzen angezündet und sie vor den Sarg gestellt haben. Zilk dürfte, wie Bundespräsident Heinz Fischer meinte, "ein Ausnahmepolitiker" gewesen sein. Ein Beweis: Er ist "einer der wenigen Politiker, die sogar bei Thomas Bernhard positiv wegkommen", sagte sein Ex-Sekretär Kurt Scholz beim Abschied im Dom.