Der am 24. Oktober im Alter von 81 Jahren verstorbene Wiener Altbürgermeister Helmut Zilk ist seit gestern Vormittag in der Volkshalle des Wiener Rathauses aufgebahrt. Dort hat die Bevölkerung bis heute Abend Zeit, Abschied zu nehmen und sich in eines der beiden Kondolenzbücher einzutragen. Am Samstag wird der Tote in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof bestattet.

Von der Familie empfangen. Der Sarg mit dem Leichnam des prominenten Politikers traf am frühen Vormittag in einem Wagen der Wiener Bestattung im Rathaus ein. Witwe Dagmar Koller, weitere Familienmitglieder, darunter Zilks Sohn Thomas, und Bürgermeister Michael Häupl nahmen ihn in Empfang.

Berührende Szenen. Die wohl berührendste Szene erlebten die ersten Trauergäste gleich zu Beginn mit: Dagmar Koller nahm unter Tränen Abschied von ihrem verstorbenen Ehepartner. Sie musste gestützt werden, als sie zu dem Sarg schritt. Vor diesem liegt ein Kranz aus roten Rosen, auf dessen Schleifen zu lesen ist: "Die Liebe hört niemals auf. Immer Deine Dagmar." Die Witwe küsste das vor dem Sarg aufgestellte Bild von Helmut Zilk und behängte es mit einem Rosenkranz.

Für die Bevölkerung geöffnet. Gemeinsam mit Dagmar Koller nahm Sohn Thomas Abschied, danach kondolierte Michael Häupl, gefolgt von Stadtpolitikern und Magistratsmitarbeitern. Um 10.30 Uhr wurde die Volkshalle für die Bevölkerung geöffnet. "Er war ein Super-Mensch, ehrlich und sympathisch", erinnert sich eine ältere Frau, die Zilk persönlich gekannt hat. Die meisten Politiker heute seien weit entfernt von seiner Bürgernähe. "Sie können viel von ihm lernen."

Kondolenzbuch. "Ich habe einmal kurz mit ihm geplaudert", erzählt ein Pensionist aus der Leopoldstadt. "Bei einem Fest." Der frühere Bürgermeister sei ein anständiger und korrekter Mensch gewesen. "Deshalb will ich ihm hier auch ein letztes Servus sagen." Verabschieden kann sich die Bevölkerung auch im Internet, auf der Website http://www.wien.gv.at/kondolenzbuch - was bis gestern Mittag auch bereits mehr als 2000 Menschen machten. Im Tonfall wechselten die letzten Grußworte zwischen dem vertrauten Du-Wort und einem respektvollen "Herr Doktor". Doch auch Zilk in der Rolle des Polterers bleibt offenbar unvergessen: "Wenn er einmal laut wurde, war ein Gehörschutz angebracht", so ein Wiener.