Am Samstagnachmittag hat im Stephansdom das Requiem für den verstorbenen Wiener Altbürgermeister Helmut Zilk stattgefunden. Hunderte Menschen waren zur Trauerfeier in das Wiener Wahrzeichen gekommen, auch vor dem Dom verfolgten zahlreiche Zuseher das Geschehen auf einer Video-Leinwand mit. Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) würdigte in eine Ansprache Zilk als eine Persönlichkeit, die von Liebe zu den Menschen geprägt war - obwohl diese beim Briefbomben-Attentat auf eine harte Probe gestellt worden sei.

Was in Erinnerung bleibt. Gusenbauer verwies darauf, dass vieles in den vergangenen Tagen schon ausgedrückt worden sei. Zilk ist demnach als Vater des modernen Wien oder als streitbarer Geist gewürdigt worden. Die Frage, die sich aber nun stelle, sei: "Was bleibt eigentlich in der Erinnerung der Nachwelt, was ist die moralische, die spirituelle Botschaft von Helmut Zilk?"

Umgang mit dem Attentat. Laut Gusenbauer sei das vor allem der Umgang mit dem grausamen Attentat: "Er ist jener aufgeklärte und tolerante Mensch geblieben, der er vorher war." Es bedeute viel, "zu verzeihen, zu vergeben, zu versöhnen". Die Voraussetzung dafür sei "in der Tat die Liebe zu den Menschen". Gusenbauer erwähnte an dieser Stelle auch Zilks Engagement für die "seit Jahrtausenden umkämpfte" israelische Hauptstadt Jerusalem.

Schönborns Rede. Kardinal Christoph Schönborn, der das Requiem leitete, erinnerte ebenfalls an das Attentat - und begrüßte im Stephansdom ausdrücklich zwei Personen, die damals auch zu den Adressaten von Briefbomben gehörten: Die Flüchtlingshelferin Maria Loley und den ehemaligen Caritas-Direktor Helmut Schüller.

Mitgefühl für Dagmar Koller. Schönborn drückte in seiner Predigt vor allem der Witwe Dagmar Koller sein Mitgefühl aus: "Niemand hat ihn so geliebt wie sie." Wobei er, Schönborn, nie verstanden habe, warum es bei der Ehe heiße: "...bis das der Tod euch scheidet." Es stimme, dass der Tod schmerzlich trenne: "Aber hört denn die Liebe mit dem Tod auf? Die Liebe ist stärker als der Tod." Beim Sarg Helmut Zilks lag auch jenes Kreuz, dass Dagmar Koller Helmut Zilk nach dem Attentat ins Krankenhaus gebracht hatte - und das Zilk in seiner ersten Pressekonferenz danach in die Kameras hielt.

Abschiedworte. Abschiedsworte kamen auch von einem ehemaligen engen Mitarbeiter Zilks, dem früheren Wiener Stadtschulratspräsidenten Kurt Scholz. Einer von Zilks Lehrsprüchen sei gewesen, dass dort, wo es Starke gibt, man auf der Seite der Schwachen stehen solle. Vermutlich, so Scholz, hätten die Wiener von allen Bürgermeistern Zilk am meisten geliebt. Er habe vermittelt, dass ein Mensch ein Mensch sei, "und nicht bloß eine Mitgliedsnummer".