Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) hat am Samstag im Rathaus, wo zu Mittag ein Trauerfestakt stattfand, ebenfalls Abschied von Altbürgermeister Helmut Zilk genommen. Die Bundeshauptstadt habe einen "Stadtvater" verloren, so Häupl: "Und mir persönlich geht es fast so, als hätte ich meinen zweiten Vater verloren." Der Tod des prominenten früheren SPÖ-Politikers bedeute einen großen Verlust für Wien, Österreich und Europa.

Spuren. Wenn man heute durch die Bundeshauptstadt gehe, sehe man überall Spuren von den Tätigkeiten und Leistungen Zilks, konstatierte der Bürgermeister. Diese würden von der Donauinsel über die Wohnbauoffensive und den U-Bahn-Ausbau bis hin zu kulturpolitischen Errungenschaften reichen.

Zorn und Liebe. Zilk habe Wien heller und freundlicher gemacht und sei über die Grenzen des Eisernen Vorhangs hinweggeschritten. Er habe Kontakte auf der anderen Seite Europas geknüpft und sich nach dem Fall des Kommunismus für die Heranführung dieser Länder an den Westen eingesetzt, erinnerte sich Häupl. Er werde vor allem die vielen persönlichen Gespräche mit dem Altbürgermeister vermissen, bekundete das Stadtoberhaupt: "Und selbst wenn er zornig war, hat man seine Liebe gespürt, weil hinter seinem Zorn immer die Sorge gestanden ist."

Atemraubende "Stadtgespräche". Ex-ORF-Generalintendant Gerd Bacher würdigte Zilks Verdienste für das österreichische Fernsehen. Der Verstorbene sei ein fulminanter TV-Direktor gewesen: "Der weltweite Auftritt des ORF im Zuge des Prager Frühlings ist seinem Netzwerk in der damaligen Tschechoslowakei zu verdanken." Zilk war zwischen 1967 und 1974 Programmdirektor der Rundfunkanstalt. Zudem seien die "Stadtgespräche", die Zilk bereits ab den frühen 1960er Jahren moderierte, "europäische Uraufführungen" gewesen, die so manchem "Bonzen" den Atem geraubt hätten.

Sängerknaben. Die rund 50-minütige Trauersitzung im Rathaus wurde von den Wiener Sängerknaben musikalisch umrahmt. Zum Festakt waren über 1.000 Gäste eingeladen. Unter den Anwesenden befanden sich neben Zilks Witwe Dagmar Koller und seinem Sohn Thomas sowie engen Familienangehörigen auch Mitglieder der Bundesregierung sowie zahlreiche Wiener Politiker, Vertreter der Wirtschaft und Kulturschaffende.