Zugegeben: Lange waren mir diese Küchenmaschinen – Thermomix und seine Konkurrenten – suspekt. Die Multifunktionsgeräte, im Spanischen treffender Robot de cocina, Küchenroboter, genannt, teilen die Kochwelt in zwei Lager: In totale Fans und in Menschen, für die Kochen mit Thermomix & Co. ein No-Go respektive kein wirkliches Kochen ist.

Allen Vorurteilen zum Trotz ist das ein Milliardenmarkt. Allein das Wuppertaler Unternehmen Vorwerk setzt mit seinem Thermomix in mehr als 60 Ländern jährlich mehr als 1,7 Milliarden Euro um. Auch Konkurrenzprodukte – von Bosch, Krups, Kenwood, Moulinex, Silvercrest - boomen, weil guided cooking (geführtes Kochen) besonders für nicht so Kochaffine reizvoll ist. Kurz erklärt: Diese Küchenmaschinen haben einen integrierten Rezepte-Speicher bzw. kann man via Internet Rezepte abrufen und der/die Kochende wird am Display durch alle Kochvorgänge geführt. So kann auch jemand, der nicht kochen kann, ordentliche Kochergebnisse auf die Teller bringen.

Bekanntestes Gerät ist der 1971 als „Mixer, der auch kochen kann“ erfundene Thermomix. Er schneidet in den meisten Tests am besten ab, vor allem die Anzahl der verfügbaren Rezepte – über 80.000 internationale, etwa 12.000 auf Deutsch – ist unschlagbar hoch. Aber: Der Thermomix ist mit 1399 Euro teuer und für die Rezepte der Cookidoo-App ist ein Abo (4 € pro Monat) notwendig. Günstigste Alternative ist der zeitweise beim Discounter Lidl erhältliche Monsieur Cuisine von Silvercrest, der mit ca. 480 € ein gutes Drittel kostet und bei dem Rezepte gratis verfügbar sind.

Schwört auf Thermomix: Gault-Millau-Chefin Martina Hohenlohe  
Schwört auf Thermomix: Gault-Millau-Chefin Martina Hohenlohe   © Lipiarski

Den Thermomix wiederum kauft man nicht im Elektrogerätehandel, sondern online, in einem von nur drei österreichischen Fachgeschäften oder bei einer/einem von hierzulande 4000 selbständigen BeraterInnen – in Kärnten arbeiten 240, in der Steiermark 600 auf Provisionsbasis. Bei diesen bucht man ein Showkochen für bis zu sechs Teilnehmer. Heißt: BeraterIn kommt ins Haus und stellt das Gerät mit seinen vielen Funktionen im Rahmen einer Kochsession vor.

Daniela Einspieler aus Köttmannsdorf, ist Beraterin „weil ich das Gerät liebe. In meinen ersten 100 Tagen bei Vorwerk habe ich statt der notwendigen vier gleich zwölf Geräte verkauft.“ Die Klagenfurterin Heidi Höfferer, Gesundheits- und Ernährungsberaterin, zählt zu ihren Kunden „auch alleinstehende Männer. Der älteste ist 80 und glücklich, dass er sich mit dem Thermomix ein ordentliches Essen kochen kann.“

Es sind aber nicht nur Greenhorns oder Kochneulinge, die sich von Thermomix & Co. einkochen lassen. Martina Hohenlohe, Chefredakteurin des Gault Millau, schwört auf ihren Thermomix: „Als Mutter bin ich sogar heavy Userin. Das Gerät spart viel Zeit, ich koche entspannter, habe weniger Abwasch. Viele Rezepte – wie eine Bechamel oder eine Sauce Hollandaise – sind Selbstläufer. Auch meine Kinder haben mit dem Thermomix zu Kochen begonnen,“ sagt Hohenlohe.

Hat gleich sieben Thermomixe in der Küche: der am Wörthersee lebende Top-Koch Hubert Wallner  
Hat gleich sieben Thermomixe in der Küche: der am Wörthersee lebende Top-Koch Hubert Wallner   © Helmuth Weichselbraun

Hubert Wallner, 4-Haubenkoch am Wörthersee, hat gleich 7 dieser Geräte in der Küche. „Das ist der beste Mixer und auch ideal, um Fische zu dämpfen. Praktikanten sind in nullkommanix eingeschult und für Laien ist das Gerät sowieso eine große Erleichterung.“ Und: „Ich schätze, dass in 80 bis 90 Prozent aller Haubenküchen Österreichs Thermomixe im Einsatz sind.“ So liest man prominente Kochnamen wie Paul „Tian“ Ivic, Richard Rauch, Toni Mörwald, Haya Molcho in der Kunden-Liste und begegnet dem Gerät auch in TV-Sendungen wie Kitchen Impossible immer wieder. Der Kölner Fasching hat dem Thermomix sogar ein humoriges Lied gewidmet, in Italien und Portugal wird das Gerät wegen Markenrechten übrigens als „Bimby“ verkauft.

Bei so viel Vorschusslorbeeren wage ich schließlich trotz aller Skepsis doch den Test und kann bald Martina Hohenlohes Erfahrungen bestätigen: Thermomix & Co. sind nicht nur eine Erleichterung, sondern auch Inspirationsquelle. Beim Stöbern in den durchwegs brauchbaren Cookidoo-Rezepten wird man immer wieder fündig, so hat sich unser Speiseplan deutlich erweitert. Natürlich könnte man alle Rezepte auch ohne diese Küchenmaschine kochen – aber die Möglichkeit, in einem Gerät alles zu zerkleinern (bis zum Mahlen von Mehl oder dem Verwandeln von Zucker in Staubzucker!), zu vermischen, rühren, dünsten, kochen, dämpfen, das ist echt reizvoll. Die Rezepte lassen sich problemlos variieren, man kann also sehr wohl nach eigenem Gusto kochen. An manche Rezepte (Risotto!) muss man sich erst herantasten, learning by doing. Ideal ist das Gerät für Suppen, Saucen, Eintöpfe, für Fruchteis in Minutenschnelle und auch Kuchenteig ist in nullkommanix backfertig. Allerdings sind beim Thermomix durch die Größe des Mix-Koch-Topfs Portionsgrenzen gesetzt, bis vier (eventuell sechs) Portionen sind aber problemlos drin.

Monsieur Cuisine smart: Ist Lidls Küchenmaschine so gut wie der Thermomix?
Monsieur Cuisine smart: Ist Lidls Küchenmaschine so gut wie der Thermomix? © KK

Etwas größer ist der – ebenfalls ausprobierte – Monsieur Cuisine Smart (MC) von Lidl. Das Gerät mit dem größeren Display ist dem Thermomix zum Verwechseln ähnlich, auch in den Funktionen. Der Motor des MC schafft nicht so viele Umdrehungen wie der des Thermomix, der insgesamt wertiger wirkt. Aber: Beim Kochen merkten wir als Ottonormalos keine nennenswerten Unterschiede. Nur die verfügbaren MC-Rezepte können denen des Thermomix quantitativ und qualitativ nicht das Kochwasser reichen – aber man kann auch als MC-Besitzer Cookidoo abonnieren, die Rezepte lassen sich fast 1:1 übertragen, nur geführtes Kochen übers Display ist dann nicht drin.

Fazit nach diesem Vergleich: Es erinnert ans Autofahren - der Thermomix ist der Mercedes, der MC mindestens ein Dacia, der einen auch verlässlich von A nach B bringt.

Küchenmaschinen-Allrounde für Familien: Sie sollen Zeit für die wichtigen Dinge schaffen
Küchenmaschinen-Allrounde für Familien: Sie sollen Zeit für die wichtigen Dinge schaffen © Adobe Stock