Die Nachricht war ein Schock: Im Bezirkspflegeheim Gleisdorf in der Steiermark kam es zu einer Infektionswelle – 30 Personen sind betroffen, Mitarbeiter genauso wie Pfleglinge. Darunter erkrankten auch Personen unmittelbar nach der ersten Teilimpfung mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer. Auch in einem Pflegeheim in Bruck sind 30 Personen, darunter 20 Bewohner, infiziert, obwohl sie bereits Mitte Jänner die erste Teil-Impfung erhalten haben. Zumindest die Verläufe sind, so heißt es von der Heimleitung, allesamt leicht. Geimpfte waren ebenso asymptomatisch wie symptomatisch erkrankt.

Aus den Infektionsfällen ergeben sich eine Reihe von Fragen, eine davon: Bin ich nach der ersten Impfdosis noch gar nicht geschützt? „Bis sich der Schutz durch die Impfung im Körper aufbaut, dauert es etwa 14 bis 21 Tage, also in etwa bis zum Zeitpunkt der zweiten Impfdosis“, erklärt Herwig Kollaritsch, Mitglied des nationalen Impfgremiums. Somit könne man nicht unmittelbar nach der ersten Impfdosis von einem Schutz ausgehen – dazu liegen nun auch bereits Daten aus Israel vor: In den zwölf Tagen nach der ersten Impfdosis steckten sich Geimpfte wie Ungeimpfte gleich häufig an, erst danach sank die Ansteckungsquote bei den Geimpften deutlich. Etwa 14 Tage nach der zweiten Impfdosis könne man dann vom vollen Impfschutz ausgehen.

Und: Kann die Impfung selbst zu einer Infektion führen? Da die Messenger-RNA-Impfstoffe kein aktives Virus enthalten, sondern nur einen Bauplan für bestimmte Virusbestandteile, könne die Impfung keine Infektion auslösen, erklärte Infektiologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité gegenüber dem "Spiegel". Die Fälle in den steirischen Heimen zeigen außerdem, dass die Erkrankungen nach der ersten Impfdosis allesamt mild verlaufen sind und sich niemand vor einem schwereren Verlauf in unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung fürchten muss, wie Bernhard Haas, Infektionsspezialist der Kages sagt. Auch das deutsche Robert-Koch-Institut zeigt auf, dass eine gleichzeitige Impfung bei unbemerkter Covid-19-Infektion laut den bisherigen Daten kein Risiko für einen schwereren Verlauf darstellt.

Demnach waren die Nebenwirkungen bei jenen Personen, die eine Covid-Impfung von Biontech/Pfizer erhielten und gleichzeitig Corona-positiv waren ähnlich wie bei den anderen Studienteilnehmern. Daten aus den Moderna-Zulassungsstudien zeigen, dass dort bei jenen Teilnehmern, die Corona-positiv geimpft wurden, weniger Nebenwirkungen der Impfung auftraten.

Wie geht es mit dem Impfen in einem Pflegeheim nach so einem Ausbruch weiter? Kollaritsch erklärt, dass es dafür klare Vorgaben gebe: „Solange in einem Pflegeheim ein unkontrolliertes Infektionsgeschehen läuft, sollten die Impfungen ausgesetzt werden.“ Für Menschen, die eine Covid-19-Erkrankung durchgemacht haben, gilt weiterhin: Sie werden in der momentanen Impfstoffknappheit nicht geimpft, da die Immunität nach einer Infektion für zumindest sechs bis acht Monate anhält.