Die meisten Menschen, die einen Hund in ihre Familie aufnehmen wollen, wünschen sich einen Welpen. Dass die zwar herzig sind, aber gerade in den ersten Wochen und Monaten sehr viel Arbeit machen, ist vielen nicht bewusst. Ebenso wenig wie, dass Training für die Stubenreinheit oder der Gang in die Hundeschule, um die wichtigsten Kommandos zu erlernen, noch lange nicht ausreichen, um einen zuverlässigen Partner für den Alltag an der Leine zu haben.

Das Mitfahren im Auto oder in der Straßenbahn, das Kennenlernen neuer Menschen und Hunde, der Lärm im Straßenverkehr oder bei einem Gewitter. Die Liste der Situationen, mit denen ein Tier umzugehen lernen muss, ist lang. „Die Erziehung eines Hundes findet jeden Tag statt. In der Hundeschule lernt man nur die grundsätzlichen Fähigkeiten dafür, dem Tier etwas beizubringen“, sagt Hundetrainerin Renate Ploder.

Der wichtigste Grundstein dafür wird aber bereits davor gelegt: „Die richtige Sozialisierung eines Welpen beginnt beim Züchter oder beim Tierschutzverein, bei dem er auf die Welt kommt“, sagt Ploder. Insofern sei es wichtig, sich anzusehen, wie die Tiere aufwachsen, weil sie dort die ersten acht bis zwölf Wochen verbringen, die für ihr weiteres Leben prägend sind.

Sie lernen von der Mutter und im Umgang mit ihren Geschwistern, aber auch mit Menschen, anderen Tieren oder Alltagsgeräuschen wie dem Staubsauger. „Wenn ein Hund prinzipiell gelernt hat, immer wieder mit neuen Reizen umzugehen, und damit positive Erfahrungen gemacht hat, wird er sich im Lauf seines Lebens in neuen Situationen generell leichter tun“, sagt die Kynologin.

Aber damit fängt die „große Hundeschule“ namens Leben erst so richtig an: Kommt der Hund in seine neue Familie, ist es wichtig, ihn an die neuen Umweltreize wie den Straßenverkehr oder Menschenansammlungen zu gewöhnen. „Es ist nicht notwendig, mit dem Hund jeden Tag gezielt neue Dinge kennenzulernen. Das ist ein langer Prozess“, sagt die Verhaltensbiologin. Entscheidend sei es, den Welpen nicht zu überfordern und die Erfahrungen positiv zu gestalten.

Wenn der Hund sich oft schüttelt, kratzt, gähnt, obwohl er nicht müde ist, über die Schnauze leckt, wenn er winselt, bellt oder nicht mehr ansprechbar ist, sind das Anzeichen für eine Überforderung mit der Situation. „Das wird vorkommen, so sehr man sich auch bemüht“, sagt die Hundetrainerin. „Wichtig ist es, selbst nicht in Panik zu verfallen, sondern das Tier zu beruhigen, zum Beispiel, indem man ihm gut zuredet.“

Ist der Hund dennoch gestresst, sollte man ihn aus der Situation nehmen und zur Ruhe kommen lassen. „Mit zwei drei Tagen Abstand kann man es dann noch einmal probieren, aber in abgeschwächter Form“, rät Ploder. Zum Beispiel statt gleich in die Straßenbahn einzusteigen, bei der Haltestelle stehen bleiben und ein paar Garnituren vorbeifahren lassen.

Bei Welpen, die aus dubiosen Quellen meist im Ausland stammen, wird auf eine Sozialisierung kein Wert gelegt, meist werden sie zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt. Sie sind in ihrem neuen Zuhause, dem Alltag dort und ihrer Umgebung oft überfordert. Auch in Tierheimen warten viele Hunde, deren Besitzer eine „Grundausbildung“ verabsäumt haben, auf eine neue Familie. „Das sind meist keine Hunde für Anfänger, da muss man als Besitzer Fachkenntnisse und Geduld mitbringen“, sagt Ploder. Aber auch die richtige Wohnsituation, denn oft sind sie auch mit einem Leben in der Stadt überfordert und tun sich in einer ländlichen Umgebung, in der weniger los ist, leichter. „Aber auch diese Tiere können noch viel dazulernen. Rückschläge wird es immer geben. Das ist bei uns Menschen auch nicht anders.“