Katzen haben sieben Leben. Und das Alter des Hundes multipliziert man mit sieben, dann weiß man, wie alt er in Menschenjahren ist. So sagt man, aber stimmen tut beides nicht.

Fakt ist hingegen, dass die beliebtesten Haustiere der Österreicher heutzutage deutlich älter werden. „Das liegt an der besseren Pflege und Ernährung, aber natürlich auch den medizinischen Möglichkeiten“, sagt Kurt Frühwirth, Präsident der Tierärztekammer. Dass Katzen, aber auch kleine Hunde mehr als 15 Jahre auf dem Buckel haben, ist keine Seltenheit mehr.

Weil Menschen und ihre Vierbeiner allerdings stark unterschiedliche Lebenserwartungen haben, falle es vielen Tierbesitzern schwer, das tatsächliche auf das biologische Alter ihres Schützlings umzulegen.

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„Bei Hunden variieren die Lebenserwartung und die Geschwindigkeit des Alterns stark nach Rasse und deren spezifischen gesundheitlichen Problemen sowie der Körpergröße“, sagt Frühwirth. Das bedeutet: Während ein Rottweiler schon ab dem fünften Lebensjahr als Senior einzustufen ist, kommt ein Yorkshire Terrier gerade ins beste Alter. Bei Katzen wird als Faustregel das zehnte angenommen, allerdings ist auch bei sehr großen Rassen wie Maine Coons die Lebensspanne in der Regel kürzer.

Das Fell wird schütter, die Sinne und der Bewegungsdrang lassen nach, der Appetit flaut ab – wie beim Menschen muss man auch bei Tieren zwischen altersbedingten Zipperlein und Krankheiten unterscheiden. „Leider werden Symptome von den Besitzern oft spät oder gar nicht erkannt“, sagt der Veterinär. „Oft denken die Besitzer, das ist im Alter ganz normal. So geht kostbare Zeit verloren und man kann den Tieren nicht mehr helfen.“

Ab dem Seniorenalter gilt also für Zwei- und Vierbeiner: zur Vorsorgeuntersuchung gehen. „Schwierigkeiten mit der Nierenfunktion etwa gehören zu den häufigsten Erkrankungen bei älteren Katzen. Deshalb muss man die Nierenwerte regelmäßig kontrollieren“, sagt Frühwirth. Dabei sollten die Abstände kürzer sein als beim Menschen: Ein Jahr in unserer Zeitrechnung entspricht mehreren Jahren in Bezug auf den Alterungsprozess des Haustieres.

Wie beim Menschen ist das biologische Alter ein Cocktail aus genetischer Veranlagung, richtiger Ernährung, ausreichend Bewegung und medizinischer Vorsorge. Wobei das, was der Tierhalter in den Futternapf füllt, eine gewichtige Rolle spielt: „Wir sehen immer öfter Diabeteserkrankungen bei Katzen, weil sie überfüttert werden. Bei Hunden schlägt sich das Übergewicht vor allem auf die Gelenke.“

Was dem Zweibeiner auch bekannt vorkommt: Der Stoffwechsel verändert sich mit den Jahren. Auch bei Hund und Katz setzen sich Fettpölsterchen leichter an, auch weil sie sich weniger bewegen. „Deshalb gibt es spezielle Futtersorten für ältere Tiere, bei denen der Energiegehalt reduziert ist. Auch der Anteil an Eiweiß ist geringer, weil die Nierenfunktion nachlässt“, sagt Frühwirth.

Die gestiegene Lebenserwartung bringt aber auch Krankheiten mit sich, die bei Hund und Katze bisher kein Thema waren: Bei Katzen ist ein Beispiel dafür die Überfunktion der Schilddrüse. „Wir sehen inzwischen auch sehr betagte Tiere, die Demenz entwickeln. Das hat man früher nicht gekannt“, sagt Frühwirth. Wie auch beim Menschen geht das mit Vergesslichkeit, Desorientierung und einer Veränderung des Schlafrhythmus einher.

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