Seit drei Monaten ist der Plöckenpass nach einem gewaltigen Felssturz auf der italienischen Seite unpassierbar. Die Auswirkungen dieser Sperre spürt die Obergailtaler Wirtschaft massiv. „Alle Betriebe in unserer Marktgemeinde leiden darunter, es gibt viel weniger Bewegung in den Orten, weit weniger Kunden- und Gästefrequenz. Die italienischen Kunden wie die durchreisenden Gäste sind komplett ausgefallen“, bringt es Adolf Klauss, Obmann des Vereins „So viel mehr Kötschach-Mauthen“, auf den Punkt. Die Betriebe seien branchenmäßig zwar unterschiedlich betroffen, die Sperre allein in den vergangenen Monaten habe den Betrieben ein dickes Minus beschert.

Klauss hat am Freitag die heimische Wirtschaft zu einer Protestversammlung geladen, rund 30 betroffene Unternehmerinnen und Unternehmer fanden sich ein. Gleich mehrfach wurden schwere Geschütze in Richtung Klagenfurt aufgefahren: Kärnten höre in Hermagor auf, man lasse die westliche Randregion ohne Informationen und damit einfach im Stich. „Niemand weiß, wie es am Plöcken weitergeht, ob und wann es eine zumindest provisorische Öffnung der Straße geben könnte“, sagt Klauss. „Unsere Betriebe brauchen dringend Antworten, vor allem im Tourismus geht es um Planbarkeit im Buchungs- und Mitarbeiterbereich.“

Adolf Klaus, Obmann des Vereins „So viel mehr Kötschach-Mauthen“
Adolf Klaus, Obmann des Vereins „So viel mehr Kötschach-Mauthen“ © KK/Privat

Ein 210 Kilometer langer Umweg

Für die Campingbranche zeichnete Adolf Kolbitsch kein rosiges Bild. „Fällt die Felbertauernachse aus, ist in der Sommersaison mit massiven Nächtigungseinbrüchen, und das nicht nur im Campingbereich, zu rechnen.“ Holzhändler Josef Thurner beklagte, dass seine Lieferwege zu italienischen Kunden zugenommen hätten. „Früher waren es 35 Kilometer, 210 Kilometer lang ist der Umweg über Tarvis jetzt.“

Holzhändler Josef Thurner
Holzhändler Josef Thurner © Leopold Salcher

Für Edelgreißler und Vordenker Herwig Ertl müsse das Problemdenken weit über die Plöckenstraße hinausreichen. „Wenn wir im Oberen Gailtal nicht Zugang zu allen Regionen haben, dann schaut es langfristig nicht gut für uns aus.“ Laut Ertl gehe es primär um die Jugend und die nächste Generation. „Wenn sie in unserer Region keine wirtschaftlichen Perspektiven mehr sieht und resigniert, dann stirbt die Region.“

Edelgreißler Herwig Ertl
Edelgreißler Herwig Ertl © Leopold Salcher

Notverbindung wird gefordert

Bürgermeister Josef Zoppoth (SPÖ) forderte eine regelmäßige Abstimmung mit Italien und die Weitergabe der Informationen an die betroffene Bevölkerung: „Wichtig wäre bei einer länger drohenden Sperre der bestehenden Trasse die Errichtung einer Notverbindung, genauso soll der volkswirtschaftliche Schaden der Sperre erhoben und gezielte Hilfsmaßnahmen für betroffene Unternehmer, wie am Beispiel Görtschitztal, ins Auge gefasst werden.“

Bürgermeister Josef Zoppoth
Bürgermeister Josef Zoppoth © Leopold Salcher

Vizebürgermeister Christoph Zebedin (ÖVP) sprach sich ebenso wie Unternehmer Norbert Stangl für zwei Lösungsansätze aus. „Kurzfristig muss die bestehende Trasse wiederhergestellt werden, langfristig ist der Bau eines Scheiteltunnels wohl die nachhaltigste Variante.“ Der wintersichere Ausbau beider Auffahrten auf den Plöcken würde letztendlich rund 100 Millionen Euro kosten, ein Scheiteltunnel wird mit rund 230 Millionen Euro beziffert, ein Drittel des 3,5 Kilometer langen Tunnels liegt in Kärnten.

Doch wann soll die Sanierung starten? Netzwerker Ingo Ortner wusste, dass die ANAS, die italienische Straßenbehörde, im März mit Sicherungs- und Felsräumungsarbeiten beginnen wird. „Danach soll die Räumung der verlegten Trasse folgen.“ Frühestens Anfang August könnte laut Auskunft italienischer Politiker die Ampel auf Grün geschalten werden. Für Anfang April ist dem Vernehmen nach ein weiteres Gipfeltreffen zwischen den Politspitzen Kärntens und Friauls in Sachen Plöcken anberaumt, aktuell wird auf laufende Kontakte zwischen den Straßenbehörden verwiesen.

„Protestmarsch nach Klagenfurt“

Die Wirtschaft will nun rasch eine Arbeitsgruppe einrichten, die in Kooperation mit italienischen Unternehmern Druck in Richtung Klagenfurt und Udine aufbauen soll.  In Kötschach-Mauthen hofft man, dass bis Mai und damit vor dem Intensivwahlkampf der Regionalwahl in Friaul die Entscheidungen fallen. Wenn nicht, dann fürchtet man im Oberen Gailtal nichts Gutes. Um das nicht so weit kommen zu lassen, regte Gemeinderat Jakob Thurner (Liste Thurner) einen Protestmarsch der betroffenen Regionen Oberkärnten und Lienz in Klagenfurt an. Schließlich gehe es ums Überleben einer Kärntner Region.