Der Ausblick für die nähere Zukunft fällt nicht besonders rosig aus“ – Karl-Heinz Snobe, Geschäftsführer des steirischen Arbeitsmarktservice, speist seinen Befund aus „Gesprächen mit einigen wichtigen Unternehmen“. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen in der Steiermark ist im August zum zweiten Mal in Folge leicht angestiegen – um 0,6 Prozent auf 31.348 Betroffene. Die Gesamtarbeitslosigkeit, also inklusive der 6559 Schulungsteilnehmer, ist im Jahresvergleich jedoch leicht rückläufig (minus 1,2 Prozent). Und die Beschäftigung steigt weiter, „nicht mehr in dem Ausmaß der vergangenen Monate, aber sie steigt“, so Snobe mit Blick auf ein Plus von einem Prozent auf 542.000 Beschäftigte.

Es zeigt sich aber, dass es insbesondere ältere Menschen (plus 5,6 Prozent) sowie Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen (plus 6,3 Prozent) wieder deutlich schwerer am Arbeitsmarkt haben. „Der über drei Jahre dauernde Aufschwung am steirischen Arbeitsmarkt geht offenbar zu Ende“, so Snobe. Es sei davon auszugehen, „dass der Tiefpunkt der Arbeitslosigkeit durchschritten ist und die Aufnahmebereitschaft der Unternehmen verhalten sein wird“.

Noch keine Anträge aber immer mehr Anfragen

Snobe rechnet auch mit einer „Rückkehr der Kurzarbeit“ und insgesamt damit, dass Betriebe in den nächsten Monaten wieder stärker auf Instrumente wie Bildungskarenz oder eben Kurzarbeit setzen werden. „Im Gegensatz zu Deutschland haben wir noch keine konkreten Ansuchen auf Kurzarbeit von steirischen Unternehmen, aber aus Produktionsbetrieben gibt es Anfragen und wir führen Informationsgespräche.“

"Schwierigere Zeit, aber kein absoluter Einbruch"

Das bestätigt auch Gernot Pagger, Geschäftsführer der steirischen Industriellenvereinigung (IV). „Manche Unternehmen holen sich Informationen zum Thema Kurzarbeit ein, es hält sich aber noch in Grenzen.“ Die IV hat Ende Juli in ihrer steirischen Konjunkturerhebung erstmals seit 2015 ein negatives Saldo bei der Beschäftigungsentwicklung ausgewiesen. Es werden also mehr Arbeitsplätze abgebaut als geschaffen, „die Entwicklung überrascht uns also nicht, die Vorzeichen sind deutlich schwächer, in Summe kommt eine schwierigere Zeit auf uns zu, wir erwarten aber keinen absoluten Einbruch wie 2009“, so Pagger.

Die stark exportorientierte steirische Industrie bekommt die globalen Eintrübungen aufgrund der Handelsstreitigkeiten zu spüren. In der Produktion stieg die Arbeitslosigkeit im August um 3,1 Prozent auf 3235 Betroffene, die offenen Stellen gingen um 7,5 Prozent auf 974 zurück. Reagiert werde laut Snobe u. a. auch mit dem Abbau von Zeitarbeitern, im August legte die Arbeitslosigkeit in diesem Bereich um zwei Prozent auf 7334 Personen zu, die Zahl der offenen Stellen bei den „wirtschaftsnahen Dienstleistungen“ ist um 16 Prozent auf 5130 gesunken. „Diese Zahlen beobachten wir natürlich sehr genau“, sagt Snobe. Zeitarbeiter werden in vielen Unternehmen als „Puffer“ gesehen, um auf Dellen wie die derzeitige reagieren zu können, ohne gleich die Stammbelegschaft zu reduzieren. Es sei davon auszugehen, dass es bei Zeitarbeitern zu einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit komme, während „uns viele große Unternehmen derzeit sagen, dass sie das Stammpersonal nicht angreifen wollen“.

"Keineswegs schlecht unterwegs"

Insgesamt, so Snobe, sei es nach wie vor so, „dass die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt in der Steiermark keineswegs schlecht unterwegs sind“. So würden sich etwa der Bau, der Handel, aber auch der Tourismus weiterhin sehr gut entwickeln.

Der AMS-Chef erwartet eine „Dreischneidigkeit“ auf dem Arbeitsmarkt: „Die Beschäftigung dürfte weiter zunehmen, während die Arbeitslosigkeit leicht steigt, dennoch wird es auch weiterhin Branchen geben, die den Fachkräfteengpass spüren, etwa in der Pflege, im IT-Bereich oder auch in der Elektrotechnik und der Metallbearbeitung“, so Snobe.