Die schweren Nöte des Reiseriesen Thomas Cook waren seit Monaten Thema in der Branche, kurz vor dem vorigen Wochenende verdichteten sich die Gerüchte einer nahenden Pleite. „Als es am Sonntag so weit war, haben wir sofort einen Krisenstab eingerichtet“, berichtet Michael Schlögl, Chef von Gruber Reisen, des größten Anbieters in Südösterreich mit einem Umsatz von rund 100 Millionen Euro.

„Thomas Cook war nicht unser stärkster, aber ein wichtiger Partner und wir haben einige Reisekunden, die vor Ort sind, und einige, die in diesen Tagen abfliegen sollten. Wir sind voll damit beschäftigt, die Lage für diese Kunden zu checken. Das ist eine ordentliche Challenge, aber das ist ja auch unsere Aufgabe“, sagt Schlögl zur Kleinen Zeitung. Pauschalreisende, wie sie Gruber vermittelt, haben den Vorteil, dass ihre Gelder durch eine Versicherung gedeckt sind.

Hunderte Buchungen

Etwa 70 Reisende, die von der Cook-Pleite betroffen sind, betreut Gruber vor Ort, rund 800 Kunden des steirischen Reiseunternehmens wollen ihren Urlaub in naher Zukunft antreten. „Am Ende der Saison ist so eine Pleite immer noch besser als im August“, gibt Schlögl zu bedenken.

Thomas Cook Österreich ist nicht insolvent, aber in einer „kritischen Lage“, teilt das Unternehmen mit. Das Schicksal hängt von Thomas Cook in Deutschland ab, deren Tochter die österreichische Gesellschaft ist. Die deutsche Geschäftsführung versucht Geldgeber aufzutreiben. Gelingt das nicht, gehen auch Thomas Cook Österreich, Bucher Reisen und Öger Tours und „möglicherweise weitere Gesellschaften“ insolvent. Die Zukunft von Neckermann, im deutschsprachigen Raum die Hauptveranstaltermarke von Thomas Cook, könnte sich heute, Mittwoch, entscheiden. Für den deutschen Ferienflieger Condor, eine Tochter von Cook, wurde hingegen eine Lösung gefunden. Der Bund und das Land Hessen springen ein und sagten einen Überbrückungskredit in der Höhe von 380 Millionen Euro zu, wie Dienstagabend verlautete.

Hotline für Betroffene

„Wir sind vorbereitet“, sagt Schlögl. „Aber es ist schwierig, solange ein Vakuum herrscht.“ Aus Sicht der Konsumenten sei es wichtig, eine Reise anzutreten zu versuchen. Thomas Cook Österreich empfiehlt, sich mit den gebuchten Leistungsträgern, Hotel und Fluglinie in Verbindung zu setzen, das stelle die Reisebereitschaft der Kunden für den Versicherungsfall sicher. Beim Abwickler Allianz (AWP) wurde eine Servicehotline eingerichtet: 01 525 03 6811

Michael Schlögl, Chef von Gruber-Reisen
Michael Schlögl, Chef von Gruber-Reisen © Juergen Fuchs

Europaweit schlägt die Pleite hohe Wellen. Austrian Airlines bringt Urlauber ungeachtet der Insolvenz nach Hause. Die slowenische Adria Airwaysfliegt indes seit Montag nicht mehr – der Grund ist nicht Thomas Cook, sondern Geldnot.

In der Branche geht die Angst um

Für viele Betriebe geht es ums Bestehen. Das Geld von Pauschaltouristen ist gesichert, für Quartiergeber gilt das nicht. In Spanien, Griechenland und Tunesien geht in der Branche die Angst um. „Das wird aufgefüllt werden, es sind viele Anbieter auf dem Markt“, ist Schlögl zuversichtlich – wenn auch „wir jetzt um Geld umfallen“.

Bitteres am Rande: Der Brite Thomas Cook (29) flog mit dem gleichnamigen Konzern nach Rhodos, um dort seine Freundin Amelia Binch (27) zu heiraten. Nicht nur, dass das ganze Hochzeitspaket bei Cook gebucht wurde, auch viele Gäste taten dies. Nun ist offen, ob das Fest denn stattfinden kann.