Europäische Onlineshopper kaufen am liebsten bei chinesischen Anbietern ein. Das geht aus der jüngsten Studie der KMU Forschung im Auftrag von EuroCommerce und der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer hervor. Dabei führt China haushoch, wie ein Vergleich zeigt. 2018 bestellten 54,6 Millionen Europäer Waren aus der Volksrepublik, ein starker Anstieg, denn 2017 waren es 38,7 Millionen Europäer gewesen.

Auf Platz zwei folgt abgeschlagen Großbritannien mit Onlinebestellungen von 28 Millionen Europäern (das ist stagnierend), auf Rang drei die USA (26,6 Millionen), dahinter Deutschland (22,9 Millionen). Österreich scheint in dieser Aufstellung nicht gesondert auf, sondern firmiert unter "Rest von Europa".

Bemerkenswert ist, dass europäische Konsumenten Waren auch aus Indien (2,0 Millionen), Russland (1,3 Millionen), aus Südamerika (0,6 Millionen) und aus afrikanischen Ländern (0,4 Millionen) bestellt haben.

Wish und Ali Express

Der Trend hin zu chinesischen Anbietern verstärkte sich im Jahr 2017, besagt die Studie. Als beliebt erweisen sich die Plattformen Wish und Ali Express, wo insbesondere kleine elektronische Geräte, Handyzubehör, Schuhe und Kleidung gekauft werden. Die Plattform Wish hat ihren Sitz in San Francisco, die meisten Anbieter kommen aber aus China.

Nach Schätzungen der EU-Kommission werden pro Jahr circa 150 Millionen Kleinsendungen aus Nicht-EU-Ländern steuerfrei in die EU importiert; für Sendungen aus Drittländern mit einem Wert nicht über 22 Euro fallen derzeit keine Einfuhrabgaben an. Die Wirtschaftskammer fordert die rasche Abschaffung dieser Freigrenze.

Nach Österreich kommen laut Schätzungen bis zu acht Millionen Kleinsendungen aus Nicht-EU-Ländern, und zwar zu 93 Prozent aus China. Die sogenannte "Mehrwehrtssteuerlücke" im Onlinehandel an Verbraucher betrage 440 Millionen Euro. Die Kammer verweist auf das schwedische Modell: Schweden hat die Freigrenze abgeschafft, was einen deutlichen Rückgang direkter Einfuhren aus Drittstaaten zur Folge gehabt habe.

In Österreich steigt die Zahl der Onlineshopper von Jahr zu Jahr und auch ihre Ausgaben. In Summe investierten sie 2018 rund 7,5 Milliarden Euro - vor fünf Jahren waren dies noch 5,6 Milliarden und vor zehn Jahren 2,4 Milliarden Euro.

Onlineumsatz bei Büchern sinkt weiter

Eine weitere Untersuchung - durchgeführt ebenfalls von der KMU Forschung, aber diesmal im Auftrag des Handelsverbandes - förderte einige interessante Entwicklungen zutage.

Das Segment Bücher, Zeitschriften und Schreibwaren ist bei Onlineshoppern nach wie vor beliebt, die Analyse der letzten Jahre zeigt aber, dass der Zenit bei Büchern überschritten ist. 2018 sank der Onlineumsatz beim Lesestoff um sechs Prozent auf 630 Millionen Euro, zwar schrumpfte der österreichische Buchmarkt 2018 auch insgesamt, aber nur um 1,15 Prozent.

Jack Ma ist der Boss des chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba
Jack Ma ist der Boss des chinesischen E-Commerce-Giganten Alibaba © APA/AFP/PHILIPPE LOPEZ

Übrigens sind auch Spielwaren (minus 13 Prozent) und Computer-Hardware (minus acht Prozent) im Onlinehandel rückläufig.

Starker Anstieg bei Lebensmittel

Topseller im Internet ist Mode: Fast 1,9 Milliarden Euro investierten österreichische Konsumenten 2018, ein Zuwachs um vier Prozent. Mit Abstand folgen E-Geräte und Handys (plus drei Prozent auf 1,16 Milliarden). Einen starken Zuwachs um 18 Prozent auf ein Volumen von 580 Millionen Euro verzeichnen Möbel- und Dekorstücke, auch Schuhe (plus 9,0 Prozent) und Kosmetik (plus 12,0 Prozent) zogen an.

Der Onlinemarkt für Lebensmittel ist nach wie vor eine Nische in Österreich, aber: In keinem Segment ist die Zahl jener, die 2018 im Internet bestellten, so stark gestiegen, nämlich um 38 Prozent. In absoluten Zahlen: 580.000 österreichische Konsumenten orderten online Lebensmittel, Getränke und Feinschmeckerartikel.

Weniger Retouren

Bemerkenswert ist schließlich auch, dass die Zahl der Retouren 2018 erstmals wieder weniger geworden ist. Wenn auch nicht allzu viel: Schickten bisher 43 Prozent der Distanzhandelskäufer Waren wieder zurück, so sind es nun 41 Prozent - damit bewegt man sich in etwa auf dem Niveau der Jahre 2014 bis 2017. Die höchste Retourenquote weist das Modesegment mit 50 Prozent aus, doch wird auch hier ein Rückgang um vier Prozentpunkte verzeichnet.