Mitte Jänner 2012 versetzte Standard & Poor’s Europas Regierungen in Angst und Schrecken. Die US-Rating-Agentur entzog 9 von damals 17 Euro-Ländern die Bestnote AAA, darunter auch Österreich – eine schallende Ohrfeige befeuerte die Euro-Krise.

Als vorigen Freitag mit Fitch die zweite von drei großen US-Rating-Agenturen Österreichs Bonität auf den zweitbesten Level AA+ herabstufte, blieben hingegen die Reaktionen in überschaubarem Rahmen. Das Finanzministerium ließ wissen, dass der Anstieg der Staatsschuld auf 89 Prozent der Wirtschaftsleistung (BIP) eine vorübergehende Spitze sei, zur Sorge also kein Grund bestehe. Der Hinweis, dass Österreich weiterhin ein Land mit ausgezeichneter Kreditwürdigkeit bleibe, wurde gestern auch vom Kapitalmarkt bestätigt. Mit 0,446 Prozent für Österreichs Zehnjahresrenditen waren die Werte sogar geringfügig günstiger als Ende der Vorwoche. Von den nunmehr 19 Euro-Ländern bekamen nur Deutschland, Finnland und die Niederlande bessere Konditionen.

Gottfried Haber
Gottfried Haber © Kleine Zeitung Helmuth Weichselb

„Es gibt auf dem Markt nicht viele Länder mit einer so ausgezeichneten Bonität wie Österreich“, bestätigt Wirtschaftsexperte Gottfried Haber (Donau-Uni Krems), der die Gelassenheit nach der Herabstufung durch Fitch auch damit erklärt, dass der Schritt von vielen Experten erwartet worden war. Auch von Bernhard Felderer, Chef des Staatsschuldenausschusses: Die Streichung des Triple-A sei mehr als gerechtfertigt, erklärte er dem „Standard“.

Dammbruch durch S&P

Für den Dammbruch hat S&P schon vor drei Jahren gesorgt, und trotz des Verlusts der Bestnote haben sich die Zinsen für Österreich seither positiv entwickelt; dank auch des tiefen Zinsniveaus und des Umstandes, dass sich den Anlegern derzeit nur wenige Alternativen anbieten. „Es hat nun eine weitere RatingAgentur diagnostiziert, dass Österreich ein Budgetproblem hat, nämlich eine der höchsten Schuldenquoten unter jenen Ländern, die ein Top-Rating besaßen“, erklärt Haber.

In Europa haben nur noch Deutschland, Finnland, die Niederlande und Luxemburg eine Spitzenbeurteilung bei zumindest zwei der drei großen Agenturen, Österreich genießt diesen Status nur noch bei Moody’s. Bei allen drei Agenturen sind überhaupt nur Deutschland und Luxemburg top.

Gefahren für Bundesländer

Mittelfristig birgt die Herabstufung dennoch Gefahren, etwa für die Bundesländer. Da deren Bonität nicht besser beurteilt werden kann als jene des Bundes, drohen den Ländern höhere Zinsen bei der Finanzierung. Auch bei Veränderungen auf dem Finanzmarkt könnte sich Österreichs Herabstufung negativ auswirken. Dass Österreich rasch wieder in den Kreis der Triple-A-Länder zurückkehrt, ist so gut wie ausgeschlossen, ein Top-Rating ist schneller weg, als man es erobert, erklären Haber und Felderer.

Der Anstieg der Staatsschuld hat einerseits mit dem Bankenpaket (Hypo Alpe Adria etc.) zu tun, zum anderen gilt seit Herbst 2014 ein neues System bei der Berechnung. Kurz – auch ausgegliederte Staatsschulden werden nun berücksichtigt.