„Bleib, bleiiiiiib, langsam.“ Und dann geht es schon ab. Links, rechts, links, rechts. Mit einer Selbstverständlichkeit hebt Hund Franzi seine kleinen Beinchen über die gelben Hürden. Als Beobachter staunt man über diese Leistung, insbesondere wenn man herausfindet, was er noch alles kann. Franzi kann nämlich auch balancieren, rückwärts gehen und lustigerweise auch rückwärts balancieren – trotz seiner Behinderung. Denn Franzi ist blind und lebt jetzt bei Helga Schauperl in Edelschrott.

Franzi im Videoportrait

„Nicht vermittelbar“

Schauperl hatte schon vor Franzi ein paar Hunde aus dem Tierschutz, auch einige mit Handicap. Daher war sie schon vorab mit Tierschutzorganisationen in Kontakt. Diese sind im Jahr 2021 auf sie zugekommen und haben sie gefragt, ob sie nicht einen jungen Hund aufnehmen könnte, der nicht vermittelbar ist, weil er ein Handicap hat. „Und da habe ich mich dann überreden lassen. Ich habe davor noch keinen blinden Hund gehabt“, sagt sie.

Die Anfangszeit war noch etwas schwierig. „Zum Beispiel gab es einige Probleme mit dem Stiegengehen“, erzählt Schauperl. Folglich hat sie Franzi in der Welpenschule eingeschrieben, wo sie „nützliche Tipps und Tricks“ für den Umgang mit dem Hund bekommen hat. Sie hat jedoch bemerkt, dass Franzi Bewegung braucht. „Er will laufen, er will springen. Mit seiner Blindheit war das aber leider ein Problem“, sagt Schauperl.

Optimale Auslastung

Um ihn optimal auszulasten, hat sie nach einem speziellen Training bzw. einer Trainerin für Franzi gesucht und wurde bei Hunde-Fitnesstrainerin Anita Techt aus Gersdorf an der Mur fündig. Für sie war das auch eine neue Erfahrung. „Franzi war mein erster blinder Hund im Training“, sagt sie. Deswegen ergaben sich im Training auch für sie immer neue Erfahrungswerte. „Wir haben gesehen, wie Franzi im Laufe der Zeit gelernt hat, Abstände abschätzen und zu zählen beginnt“, erzählt sie.

Bis er dann tatsächlich über Hürden laufen oder auf Blumentöpfen balancieren konnte, hat es gedauert. Unter anderem auch, weil man als Halterin Geduld und Zeit für das Training aufbringen muss. „Ich trainiere eigentlich den Menschen und es liegt am Menschen, langsam zu arbeiten“, sagt Techt.

Mittlerweile ist Hundefitness für Franzi wie ein Hobby geworden. „Er steht schon in der Früh bei seinen Cavaletti-Stangen und wartet nur darauf, endlich mit dem Training zu beginnen. Er hat wirklich viel Selbstbewusstsein dazugewonnen und er hat richtig Freude am Leben“, erzählt seine Besitzerin Helga Schauperl. Das Handicap bemerkt Schauperl gar nicht mehr, Franzi ist für sie „wie jeder andere Hund“. Außerdem ist Schauperl wieder auf den (blinden) Hund gekommen. Nach den Erfahrungen mit Franzi hat sie Oskar adoptiert – ein Hund, der ebenfalls nichts sehen kann.