„Race to 99“ heißt es in jeder Spielsaison des Action-Rollenspiels „Diablo 2“. Spieler der ganzen Welt versuchen, in möglichst kurzer Zeit seinen Charakter auf das maximale Level 99 zu bringen. Das im Jahr 2000 erschienene Spiel des Spieleentwicklers „Blizzard Entertainment“ ist unter Fans immer noch sehr beliebt. Nicht verwunderlich, dass Blizzard 2021 eine grafisch verbesserte Version des Spiels unter dem Titel „Diablo 2: Ressurrected“ herausgebracht hat. Ein Grund für den Grazer Christian Cenčič, der schon 2000 Diablo 2 gezockt hat, wieder zu dem Spiel zurückzukehren. Jetzt hat er im Februar einen Weltrekord geknackt.

Fünfeinhalb Stunden Schlaf

Der 43-Jährige hat schon als Jugendlicher gerne Videospiele gespielt. Als Diablo 2 erschienen ist, war Cenčič von Anfang an mit dabei. So sehr, dass er sogar dadurch seine erste Prüfung an der Universität „vergeigt“ hat. „Ich bin damals sofort zu einem Freund gefahren und dann direkt nach der Session zur Prüfung gegangen und habe sie um einen halben Punkt nicht geschafft“, erzählt Cenčič. Heute ist er in der Versicherungsbranche tätig und Weltrekordhalter.

In der aktuellen Season von Diablo 2 hat der Grazer den Weltrekord bereits zum dritten Mal versucht, ihn zu brechen. Die zwei Versuche im letzten Jahr sind beide gescheitert. Dieses Mal ist das Ergebnis ein anderes. Vier Tage lang streamte Cenčič den Versuch live auf Twitch. Nach insgesamt 95 Stunden, 35 Minuten und 33 Sekunden hat er es geschafft - als erster Spieler das maximale Level von 99 zu erreichen. In diesen vier Tagen hat er nur fünfeinhalb Stunden geschlafen.

Team effort

Wie Cenčič auf diese Idee gekommen ist, macht er an zwei Dingen fest: Die Midlife-Crisis und „Ich bin ein schräger Vogel“. Auch sein Ehrgeiz, der sich im beruflichen Leben ebenfalls widerspiegelt, sei Grund dafür gewesen, es am Ende durchzuziehen. Während des Versuchs gab es jedoch einen Moment, wo er schon kurz vor dem Aufgeben war: Nach zehn Stunden ist sein Charakter im Spiel gestorben, wodurch sämtlicher Fortschritt verloren gegangen ist. Durch seine Freunde, die ihn unterstützt haben, hat er jedoch weitergemacht. „Ohne die Unterstützung von meinem Team und meiner Frau wäre es nicht möglich gewesen“, meint Cenčič.

Als er den Weltrekord geknackt hatte, konnte Cenčič sich aber nicht mal richtig freuen: „Es war halb zwei in der Nacht. Meine Frau und mein Sohn haben geschlafen. Ich konnte nicht einmal laut schreien“. Am Abend darauf ist aber mit seiner Frau gemeinsam angestoßen worden. Den Weltrekord hat der Grazer, der aktuell in Wien wohnt, nun auch beim Guinness Buch der Rekorde eingereicht. Einen weiteren Versuch wird Cenčič wahrscheinlich nicht starten. Obwohl es „theoretisch sogar in 70 Stunden gehen würde.“ Dem Stress und Druck will er sich jedoch nicht mehr aussetzen.

Eine Pause von Diablo 2 gibt es aber nicht: „Jetzt spiele ich jeden Tag eine Viertelstunde mit meinem Sohn. Wir gehen immer in ein Gebiet, dass harmlos ist und er darf meinen Paladin steuern“, erzählt Cenčič.