Am PC spielen und andere dabei zusehen lassen? Genau das macht Collie seit sechs Jahren auf der Plattform Twitch – und zwar beruflich. Angefangen hat die Grazerin mit dem Massive-Online-Multiplayer-Spiel „World of Warcraft“. Mittlerweile spielt sie hauptsächlich Shooter bzw. „brutale Sachen“, wie „Tekken 8“, wie sie selbst sagt. Angefangen mit dem Streamen hat sie nach einem schweren Autounfall. Heute ist sie unter dem Nutzernamen „Collieesi“ eine der Erfolgreichsten der österreichischen Szene.

Sieben Tage die Woche live

Drei bis vier Stunden am Tag live gehen und damit sein Geld verdienen. So super das klingt, so einfach ist es dann doch nicht, wie Collie erzählt: „Viele sagen, sie wollen auch so viele Arbeitsstunden wie ich. Aber die meisten sehen das Ganze dahinter nicht“. Zum Beispiel gehört sehr viel Planung dazu. Das fängt schon an, welches Spiel zu welcher Uhrzeit gespielt wird. „Ich schaue oft darauf, bei welchem Spiel sind die wenigsten Streamer online. So wird man dann eher in einem Spiel auf Twitch angezeigt.“ Da kommt ihr ihre Erfahrung im Online-Marketing, in dem sie jahrelang gearbeitet hat, zugute.

Die 29-Jährige nimmt ihre Community auch manchmal mit in die Disco und streamt vor Ort. Dabei muss im Vorfeld abgeklärt werden, ob das datenschutzrechtlich vom Veranstalter überhaupt erlaubt ist. Hinzu kommt noch die Organisation von Verlosungen. Ganz wichtig ist laut Collie auch die Verbindung zu der Community selbst. „Die sind der Grund, warum ich das machen kann. Natürlich chatte ich dann mit ihnen.“ Die Grazer Streamerin ist zusätzlich noch auf anderen Social-Media-Plattformen aktiv, wie Instagram, TikTok oder Patreon. Für diese Plattformen müssen auch regelmäßig Inhalte erstellt werden, was sie aktuell alles noch alleine macht.

Collie in ihrem Streaming-Setup
Collie in ihrem Streaming-Setup © kk

Hirnblutung und familärer Schicksalsschlag

Collie ist heute stolz auf das, was sie sich durch das Streamen aufgebaut hat. Der Grund, warum sie damit angefangen hat, ist jedoch kein schöner. Vor neun Jahren hatte die Grazerin einen schweren Autounfall, nach dem sie mit einer Hirnblutung und Schwellung zwei Wochen im Koma lag. „Meinen Eltern wurde gesagt, es kann sein, dass ich, wenn ich wieder aufwache, beeinträchtigt bin“. Durch die zahlreichen Knochenbrüche, vor allem im Knie, musste sie „quasi wieder gehen lernen“. Da wusste sie noch nicht, dass ihr noch ein weiterer schwerer Schicksalsschlag bevorstand.

In dieser Zeit hat sie mit ihrem Hund bei ihrem Vater gelebt. Eine Freundin hat sie hin und wieder mit dem Auto samt Rollstuhl herumgefahren. Als sie einmal von so einem Ausflug nachhause gekommen ist, hat sie ihren Vater vorgefunden, der Suizid begangen hatte. „Dann ist das Ganze komplett eskaliert. Mir ist es psychisch schon vom Unfall so schlecht gegangen und dann noch diese Situation dazu“, erzählt Collie. Gleich danach hat die Grazer Streamerin einen Rehaplatz bekommen. Dort hat sie auch psychische Hilfe bekommen.

Start der Streaming-Karriere

Ihre Mutter und die Reha haben ihr geholfen, wieder zurück ins Leben zu finden. Weil sie in dieser Zeit kaum etwas machen konnte, hat Collie angefangen zu streamen. Dass sie davon irgendwann leben kann, damit hätte sie nicht gerechnet. Heute tut sie genau das und kann sich in der großteils von Männern dominierten Szene durchsetzen.