Gesprächsthema Nummer eins, und somit die große Geschichte des Rennwochenendes in Cortina d‘Ampezzo waren Ausfälle und Verletzungen. Isabella Wright, gute Freundin der am Vortag schwer gestürzten Mikaela Shiffrin, krachte in der berühmt berüchtigten Delta-Kurve ins Netz und musste lange versorgt werden. Glücklicherweise wurde sie kurze Zeit später mit einem Verband im Ziel gesichtet und musste nicht ins Krankenhaus. Auch Joana Hählen erwischte es. Die Schweizerin musste ihre Fahrt nach einem Schlag aufs Knie abbrechen, ähnlich wie Teamkollegin Corinne Suter am Vortag. Eine genaue Diagnose steht noch aus, Hählen wurde aber mit einer Art Rollstuhl aus dem Zielgelände gebracht.

Die Diskussionen ließen daraufhin erneut nicht lange auf sich warten, gab es schnell ebenso viel Schuldige, wie Ausfälle. Piste, Wind, Verhältnisse, Überbelastung – alles schien verantwortlich für die Ausfall-Flut in Cortina. Ganz anders sah es mit der 40-fachen Weltcup-Siegerin Lara Gut-Behrami eine, die es wissen muss. „Ich denke nicht, dass es an der Piste liegt“, sagte sie noch am Freitag nach dem schweren Sturz von Shiffrin. „Der Sport wird so weit gepusht, dass es keinen Raum mehr für Fehler gibt. Jeder kümmert sich um die kleinsten Details, sodass das große Bild vergessen wird. Die Funksprüche dauern teils ewig, es wird jeder Meter genau analysiert und wenn der Plan dann nicht perfekt aufgeht, hängst du im Netz.“

Die Schweizerin appelliert deshalb an eine Rückbesinnung, sah die Situation im Weltcup für sie vor zehn Jahren noch anders aus. „Damals mit 20 habe ich gewusst, der Schnee ist schnell, die Sprünge gehen weiter und ich muss mich bewegen und aktiv sein. Jetzt such man ganz genau jeden Zentimeter, denkt über alles nach. Die Basis ist deshalb irgendwie ganz vergessen worden.“