An und für sich lieben die Ski-Damen die Abfahrt in Cortina. In diesem Jahr aber zeigt die „Tofana“ auch ihre harten Seiten: Sehr wellig, sehr fordernd – und prompt forderte sie in der ersten Abfahrt am Freitag ein prominentes Opfer: Mikaela Shiffrin wählte vor der Einfahrt in den Tofana-Schuss eine falsche Linie und kam bei der versuchten Korrektur zu Sturz. Die US-Amerikanerin krachte daraufhin mit hohem Tempo ins Netz und blieb lange regungslos liegen. Damit nicht genug: Nach Shiffrin stürzte auch noch die Italienerin Federica Brignone, blieb aber unverletzt. Dann aber erwischte es die Schweizer Ex-Weltmeisterin Corinne Suter, die exakt bei demselben Sprung, bei dem Shiffrin zu Sturz gekommen war, offenbar bei der Landung eine Bänderverletzung erlitt. Sie beendete ohne Sturz unter Schmerzensschreien die Fahrt.

Die gute Nachricht für Shiffrin: Nach der Erstversorgung war Shiffrin in der Lage, gestützt aufzustehen, ein Knie konnte sie aber nicht belasten. Der US-Skiverband veröffentlichte einen WhatsApp-Screenshot von Shiffrin – in der Nachricht beruhigte sie ihre Teamkolleginnen: „Es ist alles okay“, schrieb sie.  Im Krankenhaus von Cortina wurde laut einer Verbandsmitteilung in einer ersten Diagnose festgestellt, dass das vordere und hintere Kreuzband intakt seien. Es ist nach dem Saisonende von Petra Vlhova, die sich bei den Heimrennen in Jasna vergangene Woche einen Kreuzbandriss zugezogen hatte, die nächste Verletzung eines absoluten Superstars. Die 95-fache Siegerin in Weltcuprennen wurde mit dem Helikopter zur weiteren Abklärung der Verletzungen ins Krankenhaus geflogen. Wie das US-Skiteam bekanntgab, deutete bei den ersten Tests vor der Klinik aber alles darauf hin, dass das Kreuzband und das Seitenband im linken Knie intakt ist.

Besonders bitter: Erst in Wengen war ihr Freund Aleksander Aamodt Kilde schwer zu Sturz gekommen und hatte sich einen tiefen Schnitt am Unterschenkel zugezogen und die Schulter luxiert. Auch für ihn ist die Saison vorbei. Shiffrin hatte sich damals schnell im Krankenhaus eingefunden, um dem Norweger zur Seite zu stehen. Damals hatte sie gemeint: „Es ist kein gutes Gefühl, die Liebe deines Lebens im Netz einschlagen zu sehen.“

Den Sieg sicherte sich Stephanie Venier. Sie gewann vor Lara Gut-Behrami sowie den drei Ex-aequo-Dritten Christina Ager, Valerie Grenier und Sofia Goggia. Während des Rennens analysierte Nicole Schmidhofer im ORF: „Die Läuferinnen sind teilweise überrascht, weil die Sprünge weiter gehen als im Training. Aber Lara Gut hat gezeigt, wenn man mutig durchzieht, dann ist es fahrbar.“ Und sie analysierte auch den Sturz von Shiffrin: „Wenn man sich die ersten Bilder ansieht, erkennt man, dass das Knie nach hinten nachgibt.“