Linus Straßer mag Schladming, die Reiteralm und das Ennstal. Man könnte es fast als seine „dritte Heimat“ neben Kitzbühel/Kirchberg und München bezeichnen. Nirgendwo trainiert er öfter. Und sein Sieg vor zwei Jahren auf der Planai war für ihn ein ganz besonderer. Diesmal kommt er als frischgebackener Kitzbühel-Sieger nach Schladming. Und machte ganz gezielt Halt an einer bestimmten Tankstelle. „Vor zwei Jahren bin ich dort auf dem Weg zum Rennen auch stehengeblieben. Und dann haben mich ein paar Einheimische erkannt, trotz Maske.“

Und Straßer erlebte, wie „positiv fanatisch“ die Region ist, wie sehr sie den Skisport lebt. „Sie fragten, ob sie ein Foto mit mir machen dürfen. Als ich ging, rief mir einer nach: „Des g‘winnst heit, Straßer!“
Nun stellte sich heraus: Die Gruppe an der Tankstelle war aus Dellach im Drautal. Und die Kärntner meldeten sich auf den Artikel hin bei der Kleinen Zeitung und übersendeten das Bild des Treffens vor dem Sieg. Und klar ist auch: Der, der Straßer den Spruch nachrief, war Wirt Florian Trunk. Und damit nicht genug: Zwei Jahre später begegnete die Kärnter Gruppe dem Deutschen abermals. Zwar nicht auf der Tankstelle, sondern als der mit dem Auto anreiste, aber: Fürs Foto nahm er sich wieder Zeit.

Denn damals stellte sich der Spruch als Prophezeiung heraus: Straßer gewann – und tankte eben deshalb heuer wieder. „An sich bin ich nicht abergläubisch, aber schaden können solche Traditionen ja nicht.“ Zumal der „Münchner Löwe“, er startet für den TSV 1860 München, in Topform kommt, wie der Sieg in Kitzbühel bewies.

Am heutigen Mittwoch gab es ein Wiedersehen
Am heutigen Mittwoch gab es ein Wiedersehen © Franz Resei/Privat

Während Straßer sich am Dienstag im Ziel den RTL gab und vom neuen Stadion beeindruckt war („Die Stimmung passt trotzdem“) machte ein weiteres Gerücht wieder einmal die Runde: das mögliche Comeback von Lucas Braathen. Der Norweger, in Kitzbühel omnipräsent, wich immer nur dieser Frage geschickt aus. Stattdessen werkte er als DJ, präsentierte „seinen“ Ski („Atomic Redster X9RS Revoshock S Luci“). Und dann erzählte der Schweizer Daniel Yule auch noch, dass er wisse, dass Braathen zuletzt etwa mit dem US-Griechen AJ Ginnis Slalom trainiert habe. In Hinterreit in Salzburg, übrigens. „Das“, so erzählte Yule dem „Blick“, „würde ich nie drei Monate nach meinem Rücktritt tun: Tore trainieren.“ Die Spekulationen halten an, dass der Norweger nach einem Jahr „Standzeit“ tatsächlich wieder zurückkehren könnte. Als Brasilianer und mit „seinen“ Sponsoren Red Bull und Peak Performance. Das dürfte er dann ja auch.

Dabei sollten an sich vor Schladming ja die Österreicher das Gesprächsthema sein. Allen voran Manuel Feller, der weiterhin im Slalom-Weltcup klar in Führung liegt. Das tat er in Schladming nach dem ersten Lauf nur ein Mal. Vor vier Jahren war in der Entscheidung nach wenigen Toren Schluss. Das Podest hat er hier schon einmal erreicht, und ihm ist klar, dass Kitzbühel zwar das Rennen seines „Tiroler Herzens“ sein mag, aber: „Als Slalomfahrer ist Schladming sogar das Größte, was man gewinnen kann!“ Fellers Topform ist auch gut für die anderen Teammitglieder. Denn der 31-Jährige zieht die Aufmerksamkeit auf sich und nimmt damit Druck von den Kollegen. „Der Fokus ist auf Manu gerichtet und daher hält sich der Druck in Grenzen“, sagt Johannes Strolz.

Der Vorarlberger ist nach wie vor auf der Suche nach den letzten „Puzzleteilen“ für absolute Spitzenergebnisse. Platz 15 in Kitzbühel und Wengen war sein bestes Resultat in dieser Saison. „Ich merke, dass die Formkurve nach oben geht. Aber ich darf jetzt nichts erzwingen. Der letzte Schritt muss irgendwie von selber kommen, dass der Speed in allen Passagen kommt.“ Seine Ungeduld hilft da nicht: „Ich möchte am liebsten, dass alles sofort so funktioniert, wie ich das möchte. Ich habe des Öfteren zur Kenntnis nehmen müssen, dass man das im Sport nicht erzwingen kann.“

Auch Adrian Pertl hatte in den vergangenen Wochen oft zu kämpfen. Wengen und Kitzbühel waren solide und die Verhältnisse sollten seinem Setup liegen. „Der Hang lädt zum Attackieren ein. Da muss man von oben hin voll weg und dann den Steilhang überstehen“, sagt der Kärntner. Die Planai zählt technisch nicht zu den schwierigsten, wenngleich die Steilhangausfahrt trügerisch ist, erklärt Strolz: „Es ist ein Gefälle, in dem man den Ski nicht ganz freigeben kann. Der Hang schiebt weiterhin und wenn man den Schwung trifft, wird man unglaublich schnell.“