Der Deutsche Linus Straßer hat in Kitzbühel den Slalom gewonnen. Er setzte sich am Sonntag mit Laufbestzeit im Finale um 14 Hundertstelsekunden vor dem Schweden Kristoffer Jakobsen durch, Vorjahressieger Daniel Yule aus der Schweiz lag als Dritter 0,20 Sekunden zurück. Der Halbzeit-Dritte Manuel Feller (+0,79), der zuvor in Adelboden und Wengen gewonnen hatte, rutschte mit einem fehlerhaften Lauf auf den vierten Platz. Dominik Raschner (+1,53) wurde Siebenter.

Johannes Strolz (+2,40) und Adrian Pertl (+2,43) belegten die Plätze 15 und 16, weitere Österreicher hatten es nicht in den zweiten Durchgang geschafft. Auf dem harten und extrem glatten Untergrund am Ganslern häuften sich die Ausfälle. So fand im ersten Durchgang etwa Atle Lie McGrath, zuletzt zweimal Zweiter hinter Feller, keinen Halt und schied wie sein norwegischer Landsmann Alexander Steen Olsen, Fabio Gstrein, Kilian Pramstaller oder Michael Matt, der einfädelte, aus. Im zweiten Lauf sah Clement Noel nicht das Ziel.

„Es war ein kleiner Schlag ins Gesicht“, sagte Feller. „Wie ich über die Ziellinie gefahren bin und den Rückstand gesehen habe, habe ich gewusst, das wird sich wahrscheinlich nicht ausgehen, wenn keiner einen Blödsinn baut.“ Er würde „jeden einzelnen Sieg für einen Sieg hier eintauschen. Aber so ist der Sport“, meinte er. „Es war brutal knackig heute. Du musst vom Schädel extrem stark sein, dass du die Schwünge voll auf Zug ziehst, weil du nicht weißt, was passiert. Ich habe mir es bei gewissen Schwüngen nicht so zugetraut, Tempo zu machen. Dann kassierst du gleich.“ Im Slalom-Weltcup behielt er das Rote Trikot des Führenden, Straßer ist mit 187 Punkten weniger Zweiter.

Für den Deutschen, der in jungen Jahren in Kitzbühel vom heutigen Hahnenkamm-Rennleiter Mario Mittermayer-Weinhandl trainiert und gefördert wurde, war es der vierte Weltcup-Sieg. „Gestern bei der Startnummernauslosung habe ich gesagt, es ist die Mission Gams“, verriet der 31-jährige Straßer. „Ich habe hier Skifahren gelernt, habe hier mein erstes Rennen gehabt. Mein erster Skiclub war der KSC (Kitzbüheler Ski Club/Anm.). Ich fühle mich sehr, sehr verbunden und verspüre auch sehr viel Dankbarkeit an dem Ort. Jetzt hat sich der Kreis der Geschichte geschlossen, es ist sehr emotional.“

Die besondere Verbundenheit Straßers zu Kitzbühel sprach auch Feller an, der selbst aus Fieberbrunn stammt, das keine 15 Kilometer Luftlinie vom Ganslern entfernt ist. „Es ist für ihn auch so etwas wie ein Heimrennen. Er wohnt in der Nähe, wir sind früher auf der Streif unten als kleine Buben Skirennen gegeneinander gefahren.“

Bei den 84. Hahnenkammrennen, die laut den Organisatoren rund 90.000 Zuschauer und Zuschauerinnen vor Ort anlockten, kam bei drei Gelegenheiten kein Österreicher auf das Podium. „Natürlich sind wir nicht zufrieden. Gestern Vierter, heute Vierter“, sagte ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer. „Heute waren sicher sehr spezielle Verhältnisse, nicht leicht zum Fahren. Manu hat sicher alles probiert.“ Es sei „kein Wunschkonzert“, der Blick gehe schon Richtung Schladming, wo am Dienstag und Mittwoch zuerst ein Flutlicht-Riesentorlauf, dann das Slalom-Nightrace stattfinden.

Raschner zeigte sich mit seiner persönlichen Leistung zufrieden. „Das Skifahren passt, ich fühle mich echt wohl. Ich probiere jetzt einfach, in den nächsten Rennen noch ein bissl mehr Gas zu geben, dann geht es noch weiter nach vorne“, sagte der Tiroler.

Strolz sprach von einem „unglaublich“ schweren Rennen. „Bei der Besichtigung hat man das Gefühl gehabt, die haben nicht Wasser hingeleert, sondern Beton. Es ist eine große Herausforderung gewesen, aber es war wieder ein solides Ergebnis“, betonte der Vorarlberger. „Für einen großen Sprung nach vorne hätte ich einen Traumlauf erwischen müssen. Trotzdem bin ich ein bissl zufrieden“, meinte Pertl.

„Gut angefangen, nicht weit gekommen“, resümierte Gstrein nach seinem Ausfall am Vormittag. „Unten habe ich mich halt einmal verhaspelt, genau beim falschen Tor ist mir das passiert. Zwei, drei Tore vorher oder später wäre das wahrscheinlich nicht so dramatisch ausgegangen.“

Matt merkte Torfehler nicht

Matt wurde im Ziel nach Video-Überprüfung disqualifiziert, nachdem er seinen Fehler im oberen Abschnitt des Kurses selbst nicht bemerkt hatte. „Mich reißt es normal immer brutal her, wenn ich einfädle“, sagte er. Das sei diesmal nicht passiert. „Wenn der Außenski vibriert, schneidet man gern hin, das hat man eh gesehen“, kommentierte Matt die hohe Ausfallquote von knapp 50 Prozent nach dem zweiten Durchgang. „Man muss schon sehr sauber Ski fahren.“

Weltmeister Henrik Kristoffersen verlor mit der ersten Startnummer 2,5 Sekunden auf den Halbzeit-Führenden Jakobsen und schaffte als 30. gerade noch die Qualifikation für das Finale. Am Ende musste er sich mit Rang 21 begnügen und landete damit einen Platz hinter dem jungen Schweden Fabian Ax Swartz, seinem Markenkollegen bei Van Deer-Red Bull Sports. „Bei der Besichtigung hatte ich noch das Gefühl, dass es nicht so eisig ist, dass genug Grip ist. Aber man ist dann nur gerutscht“, sprach der Norweger seine Setup-Probleme an.